Rezension

Kannste Dir wirklich nicht ausdenken sowas.

Die Diagramme des Todes - Axel Petermann, Claus Cornelius Fischer

Die Diagramme des Todes
von Axel Petermann Claus Cornelius Fischer

Bewertet mit 4 Sternen

90er Jahre: Ein Mörder geht um in Bremen und Umgebung, er tötet eine Prostituierte auf bestialische und sadistische Art und Weise. Bald schon stellt Kommissar Kiefer Larsen sich die Frage, wer so etwas tut, welches Motiv der Täter hat. Zeitgleich verfasst Robert immer wieder Diagramme, in denen er erlebtes verarbeitet und für sich anschaulich darstellt. Die Bevölkerung gerät immer mehr in Aufruhr, vor allem die Prostituierten wollen wieder sicherer arbeiten. Schafft Larsen es, den Täter zu schnappen?

Da ich nun für eine längere Zeit keinen Krimi oder Thriller gelesen habe, war ich auf diesen True-Crime-Thriller echt gespannt. Von Axel Petermann hatte ich schon „Im Angesicht des Bösen“ gelesen, was mir ganz gut gefallen hat. (Nicht nur wegen der Steno-Notizen, aber auch.) Folglich war ich hier nun auf die Umsetzung sehr gespannt.

Der Schreibstil hat mir recht gut gefallen, das Buch liest sich angenehm, ist sprachlich gut verständlich. Für mein Empfinden gab es hier keine großartigen Fachbegriffe oder Fremdwörter. Was für mich ein wenig ungelenk formuliert war, war z.B. „Mit jemand von der Sitte.“ (S. 211) – für mich wäre hier ein „jemandem“ richtig gewesen. Aber gut – mein Gefühl.

Die Geschichte ist ziemlich spannend und zu Beginn erst einmal eher undurchsichtig, was das Ganze aber umso spannender macht. Man bekommt einen Eindruck vom Umfeld des Täters und auch Einblicke in sein Leben, kann in gewisser Weise sehen, warum er vielleicht zum Mörder wurde. Die Schilderungen beim Mord waren immer recht detailliert, man hat hier wirklich ausführlich und bildhaft vor Augen geführt bekommen, was wie passiert ist. Das habe ich als schockierend und heftig empfunden, wenngleich es sich ja wohl so oder ähnlich zugetragen hat. Die Ermittlungsansätze fand ich interessant, man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass die Geschichte ja in den 90er Jahren spielt, so dass die Kommissare und Kollegen teilweise noch nicht einmal ein Handy hatten. (Ein Ansatz hat mich hier bis zum Schluß begleitet, dabei geht es um die Telefonanschluß-Überprüfung. Letztlich klärte sich auch das, aber für mich hing das beim Lesen immer so in der Luft, am liebsten hätte ich eingegriffen und gesagt, da war doch noch was…)

Nicht so gut gefallen hat mir die Geschichte rund ums Privatleben des Kommissars Kiefer Larsen. Natürlich hat jeder Mensch auch ein Privatleben, aber das hier ging mir einfach ein Stück zu weit. Den ersten Fall von ihm kenne ich nicht, folglich kann ich nicht nachvollziehen wie es darin um sein Privatleben und die Schilderungen dessen bestellt war. Für mich war das ein bisschen zu viel des Guten, auch wie er hier Ermittlungen privat bespricht. Vielleicht ist das so, dass man das in diesem Beruf auch macht, damit es einen nicht verfolgt, mein Gespür war aber, dass das so einfach nicht geht. Generell hat er mich auch sehr an den Dortmunder Tatort (also der im Fernsehen) erinnert, speziell an Faber dort. (Der aber wohl ermittlungstechnisch bzw. als Profiler wohl am Ehesten an die Realität herankommt, wenn ich ein Interview von Axel Petermann richtig verstanden habe.)

Für mich war dieses Buch eine ziemlich spannende Lektüre, die ich teilweise fast nicht aus der Hand legen konnte. Die Mord-Schilderungen habe ich als sehr ausführlich, aber auch brutal und wirklich sadistisch empfunden, was aber ja wohl so passiert ist. Gerne hätte ich nach dem Lesen noch mehr zu diesem speziellen Fall gelesen, ein kurzer Hinweis auf den realen Fall wäre hier für mich toll gewesen. (Nein, ein googeln mit den unterschiedlichsten Ansätzen hat mir nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Und ja, ich habe mich länger und ausführlich damit beschäftigt.) Ich lese einfach anschließend gerne noch weitere Berichte zu solchen Fällen, zu den echten Geschehnissen.

Von mir bekommt dieses Buch 4 von 5 Sternen und durchaus eine Empfehlung, wobei ich ein kleines Stück weit zu 3,5 Sternen tendiere. Man sollte sich vor dem Lesen wirklich bewusst sein, dass diese Lektüre unheimlich brutal in gewissen Schilderungen ist.