Rezension

Katharinas Traum von der Osterinsel

Der Traum von Rapa Nui - Carla Federico

Der Traum von Rapa Nui
von Carla Federico

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wer eine Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte(n), berührenden Schicksalen, den Untiefen der Menschlichen Seele und furchtlosen Heldinnen der verschiedensten Facetten liebt, kommt mit dieser Erzählung auf 644 Seiten voll auf seine Kosten.

Katharina Steiner, die Enkelin deutscher Einwanderer in Chile, nimmt in Panik keinen Ehemann zu finden aufgrund einer Zeitungsannonce die lange Reise auf einem Segelschiff nach Rapa Nui auf sich, um den verwitweten Schotten und Schafhirten Barnabas Wilkinson zu heiraten und sich um seine beiden Kinder Tim und Romy zu kümmern. Auf der Fahrt über das Meer lernt Katharina Aaron Hayes kennen, der den Sklaven Tane, den er von einer Plantage in Tahiti gerettet hat, auf seine Heimatinsel zu begleiten und dort als Missionar zu arbeiten. Die beiden verlieben sich, doch Aaron hat geschworen ledig zu bleiben, worauf sich Katharina trotzig in die Ehe mit Barnabas stürzt. Ein hartes Leben erwartet sie auf Rapa Nui, da die Insel eher unwirtlich ist. Allerdings findet sie in Myra Grey, der resoluten und pragmatischen Frau des erfolglosen Archäologen Lucius, eine gute Freundin. Tane, der sich sofort als Befreier seines in einer hinter Mauern lebenden Siedlung wohnenden Volkes sieht, möchte die Weißen bekämpfen, die Schaffarmer, die seine Leute seit Jahren unterdrücken. Doch Gewalt erzeugt Gegengewalt. Auch als die Chilenen die Herrschaft über die Insel übernehmen, wird die Situation nicht besser, obwohl sich einzelne Weiße für die Rapanui einsetzen, mit ihnen friedlich zusammenleben, sich gegenseitig respektieren. Als Leser erhält man zahlreiche Einblicke in das Leben der Inselbewohner. Macht, Gier, Hass, Liebe, gebrochene Charaktere, die die Autorin liebevoll und tiefgehend darstellt und beschreibt. Krieg und Gewalt lässt sie ebenso wenig aus wie persönliche Dramen, die sich zwischen Aaron und Katharina, die sich immer wieder begegnen, ereignen. Besonders, als Katharinas jüngere Schwester auf die Insel kommt. Wird es ein Happy End für die beiden geben? Stärker im Vordergrund stehen jedoch starke Frauen, die durch Licht und Dunkel gehen, hadern und zweifeln, jedoch auch glücklich und mutig sind. Eine mitreißende, tiefe, präzise erzählte Geschichte, die den Leser teilhaben lässt am Leben auf einer entlegenen Insel, die weitgehend durch ihre Steinskulpturen bekannt ist.