Rezension

Kaum Überraschungen, leider.

INSEL - Ragnar Jónasson

INSEL
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 3 Sternen

Es sind nicht nur zwei verschiedene Zeitebenen, die uns in dem Mittelband der Hulda-Trilogie erwarten sondern auch zwei Verbrechen, die miteinander im Zusammenhang stehen. Ende der Achtziger endet der romantische Ausflug eines frisch verliebten Pärchens zu einem abgelegenen Sommerhaus auf einer einsamen Insel mit dem Tod der jungen Frau. Die Umstände können nicht eindeutig geklärt werden. Zehn Jahre später beschließen vier Freunde zum Gedenken an diesen Anlass, ein Wochenende ebendort zu verbringen. Und wieder geschieht eine Katastrophe.

Es geht behäbig zu in diesem Mittelband der Hulda-Trilogie, denn der Autor lässt sich sehr viel Zeit mit der Entwicklung seiner Geschichte. Die Kommissarin aus Reykjavík, Hulda Hermannsdóttir, spielt in den ersten beiden Dritteln so gut wie keine Rolle, taucht erstmalige nach knapp 200 Seiten auf, was doch recht enttäuschend ist, möchte man doch mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Einzig ihr Ausflug nach Amerika, die Suche nach ihrem GI-Vater, bietet weitere Hintergrundinformationen zu ihrer bereits aus dem Vorgänger bekannten Biografie. Da die Zahl der Verdächtigen durch den abgeschlossenen Tatort sehr übersichtlich ist – 4 Personen kommen in Frage – ist auch der Spannungsfaktor, verglichen mit „Dunkel“, relativ niedrig und bietet bei der Entlarvung des Täters kaum Überraschungen.

Ich habe mich beim Lesen mehrmals gefragt, ob die Methode des Rückwärtserzählens wirklich so eine gute Idee ist, gerade dann, wenn die Person der Ermittlerin den eigentlichen Mittelpunkt der Reihe darstellt. Insgesamt gesehen haben mir die Entwicklungsmöglichkeiten gefehlt, die doch üblicherweise einen nicht zu unterschätzenden Aspekt bei Reihen darstellen, was zu Lasten der Tiefe geht. Denn alles, was wichtig wäre, ist ja bereits gesagt und bekannt. Schade.