Rezension

Kein Dan Brown

Das Geheimnis des Genter Altars - Klaus-Jürgen Wrede

Das Geheimnis des Genter Altars
von Klaus-Jürgen Wrede

Bewertet mit 3 Sternen

Nachdem Daniels Nachbar und Freund Juri ermordet wird, findet Daniel Hinweise auf die gestohlene Tafel des Genter Altars. Was hatte Juri mit diesem Kunstraub zu tun, und musste er deswegen sterben? Zusammen mit Juris Adoptivschwester Mara reist er quer durch Europa auf der Suche nach der Wahrheit.

 

Wie ich durch Wikipedia erfahren habe, und auch im Nachwort bestätigt wurde, basiert das Buch zumindest zum Teil auf einer wahren Geschichte: zwei der Tafeln des Genter Altars wurden tatsächlich 1934 gestohlen. Eine davon wurde zurückgegeben, die andere ist bis heute verschollen.

 

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt, einerseits zur Zeit des Diebstahls 1934, wobei dieser Handlungsstrang bereits nach wenigen Seiten kommentarlos aufgegeben wird, andererseits zur heutigen Zeit. Der Haupthandlungsstrang wird dabei in der dritten Person aus der Sicht von Daniel geschildert, der zusammen mit Mara den Mord an seinem Freund und Maras Adoptivbruder Juri aufklären will. Der kurze Handlungsstrang aus dem Jahre 1934 dreht sich um den Diebstahl der Altartafeln und wird in wechselnder Perspektive erzählt.

 

Der Schreibstil des Autors Klaus-Jürgen Wrede lässt sich flüssig lesen. Die handelnden Figuren blieben währen des Buches ziemlich konturlos, ich konnte zwar ihre Beweggründe nachvollziehen, aber ich konnte sie nicht „fühlen“, sie schienen während des ganzen Abenteuers weder Angst noch Freude zu empfinden, oder zumindest kamen diese Gefühle nicht bei mir an. So schien der Tod Juris für die beiden Protagonisten schon nach wenigen Tagen emotional keine Rolle mehr zu spielen. Auch die einzelnen Schauplätze der Geschichte, Köln, Gent, Languedoc (der Autor Klaus-Jürgen Wrede baut hier übrigens geschickt eine Erwähnung seines Spiele-Hits „Carcassonne“ ein) etc. blieben blass, sodass ich sie mir nur schlecht vorstellen konnte.

 

Die Handlung selbst fand ich grundsätzlich sehr interessant, mit Krimis und Thrillern über verschollene Kunstschätze kann man mich immer locken. Über lange Zeit hinweg bleibt unklar, worum es auf der „Schatzsuche“ überhaupt geht. Während zu Beginn des Romans „nur“ die verschwundene Bildtafel das Ziel zu sein schien, stellte sich diese Annahme später in Frage. Die Auflösung fand ich dann aber doch etwas übertrieben, zudem habe ich bis zum Schluss nicht wirklich verstanden, was "der Feind" nun eigentlich genau wollte.

 

Einzelne kleine Logiklöcher haben mit etwas den Spass verdorben. So treffen die Protagonisten beispielsweise auf eine alte, verlassene Hütte (die Maras Vater gehört hat), bei der die Tür aufgebrochen und die Fenster eingeschlagen wurden, finden aber perfekte Ordnung in den Bücherregalen und im Kleiderschrank, sogar die Hemden hängen noch auf den Bügeln. Als die Protagonisten Maras Mutter zu einer Freundin in die Schweiz bringen sollen, fahren sie nach Metz, über 250km von der Schweizer Grenze entfernt. Dies und einigen weitere Textstellen sind zwar nur kleine Details, mich haben sie aber in der Summe dann doch gestört.

 

Übrigens: nett von Ihnen, Herr Wrede, dass sie einen Schweizer Akzent als hinterwäldlerisch betrachten (S. 303)…

 

Mein Fazit

Als grosser Dan-Brown-Fan bin ich immer auf der Suche nach ähnlichen Büchern. Leider kann „Das Geheimnis des Genter Altars“ hier nicht mithalten. Sowohl die Figuren wie auch die Umgebung konnten mich nicht mitreissen und einige Logiklöcher stachen mir ins Auge, sodass ich von dem Buch zwar nicht abraten, es aber auch nicht ohne Bedenken empfehlen will.