Rezension

Kein Glanzstück

Neva - Sara Grant

Neva
von Sara Grant

Bewertet mit 3 Sternen

In der Fülle an Dystopien, die zur Zeit den Markt überschwemmen wirklich Lesenswertes zu finden gestaltet sich Zusehens als schwieriger. Die Qualität variiert sehr stark und wirkliche Goldstücke zu finden, ist eher Glückssache. Bei Neva handelt es sich zwar um kein Gold- aber sicherlich um einen Silberfund. Gerade zu Beginn und etwa bis zur Mitte des Buches führen Längen dazu, dass mir das Lesen keinen rechten Spaß machen wollte. Aber eins nach dem anderem:

Klappentext:

Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …

Meine Meinung:

Zu Beginn habe ich mich mit der Geschichte sehr schwer getan. Die Autorin kommt  gleich zur Sache, man steigt mitten in das Geschehen ein. Man erfährt nur sehr vereinzelt und bruchstückhaft, wie in etwa die dystopische Zukunft Grants aussieht.

Die Menschen unterscheiden sich kaum noch. Es gibt keine genetische Vielfalt mehr. Um sich als Individuum zu fühlen geben sich die Jugendlichen Kenn-Zeichen. Neva ließ sich z.B. eine Schneeflocke tätowieren. Heimatland hat mich in weitesten Sinne an eine große Sekte erinnert, wobei aber nur die Wenigsten wissen, dass sie Teil einer solchen sind. Vor vielen Jahren schotteten sie sich von der Außenwelt ab, schlossen die Außenwelt durch die Energiekuppel aus. Die Regierung veränderte alle Hinweise auf ein Leben außerhalb der Kuppel. Jeder der dagegen revoltierte verschwand plötzlich. Die Jahrzehnte der Isolierung führten jedoch zu einem schrumpfenden Genpool. Zudem werden die Ressourcen knapper, sodass die Bevölkerung immer mehr beschränkt wird. Neva und ihre Freunde haben sich geschworen in diese ungewisse Zukunft keine Kinder zu gebären. Eine hohe Fehlgeburtenrate sorgt zudem für einen Kindermangel, sodass Heimatland langsam aber sicher dem Untergang durch Aussterben der Bevölkerung geweiht ist. Die Regierung hat dagegen jedoch eine Lösung gefunden.

Neva ist sowohl ein typischer Teenager, mit all den Problemen, die man in diesem Alter hat, als auch ein Mädchen, was nicht mehr hinters Licht geführt werden will. Sie führt eine Liste, von allen Menschen um sich, die auf einmal verschwinden. Sie will Antworten auf ihre Fragen und ist dabei mutig und zielstrebig. Auch als Sanna sie nicht mehr unterstützt, macht sie unbeirrt weiter. Trotz dieser positiven Eigenschaften, fand ich keinen Zugang zu ihr. Das lag zum einen daran, dass man wirklich wenig über sie, oder ihre Freunde erfährt, zum anderen kam mir der Einstieg so unglaublich platt vor. Pärchen auf einer Dunkelparty, Rumgeknutschte, zwei Mädchen die rebellieren wollen und der ominöse Freund der Freundin, der sich bei der erst besten Gelegenheit an sie ranmacht, und zack ist es um unsere Neva geschehen. Das hat mich nicht wirklich angesprochen.

Es gelingt der Autorin recht gut die Zerrissenheit Nevas darzustellen. Da sind die verbotenen Gefühle für Braydon, die ungewollte, aber nützliche Arbeit bei ihrem Vater, das unerklärliche Verschwinden ihrer Großmutter und vielen Anderen, was liegt auf der anderen Seite der Energiekuppel? Das ist viel, was eine 16-Jährige verkraften muss.  Allerdings empfand ich viele Handlungsweisen und Reaktionen unrealistisch, gerade zum Ende des Buches hin.

Alle anderen Figuren des Romans bleiben meiner Meinung nach viel zu blass. Man erfährt noch nicht einmal genau, wie sie aussehen. Braydon wurde mir nie sympathisch und war wie ein Geist, tauchte immer mal auf und jedes Mal war es um Neva geschehen. Sanna hielt ich zu Anfang für eine Rebellin, doch dieses Bild wurde ganz schnell zunichte gemacht. Die Eltern von Neva werfen eine Menge Fragen auf, die nie beantwortet werden. Ethan erschien mir etwas zu verliebt, das grenzte schon fast ans Krankhafte. Es gab keine Figur in diesem Buch, die mir uneingeschränkt gefallen hat. Es fehlten mir auch weitergehende Informationen über Heimatland. Die Brocken, die einem hingeworfen werden, lassen sich nur unzureichend zu einem kompletten Bild zusammen setzen. Das Meiste habe ich mir aus verschwommenen Andeutungen zusammen gereimt. Das ist schade. Ich verlange nicht, dass man ins kleinste Detail geht, aber um mich in eine solche Zukunft hineinversetzen zu können, benötige ich doch einiges mehr.

 

Fazit: Eine solide Dystopie, die mich jedoch nicht recht überzeugen konnte. Die Thematik ist interessant und hat Potenzial, der leider nicht recht genutzt wurde. Die Charaktere sind  zu blass und zu viele Längen gerade in der Mitte des Romans nehmen den Spaß am Lesen! Zudem fehlte mir der Zugang zu der zukünftigen Welt, da sie nur unzureichend dargestellt wurde.