Rezension

kein King, kein Gaiman, aber trotzdem gut!

Mr. Shivers - Robert Jackson Bennett

Mr. Shivers
von Robert Jackson Bennett

Bewertet mit 4 Sternen

"Michael Connelly ist ein Rastloser,..."

"Mr. Shivers, der Mondlichtmann, der schwarze Reiter. Mr. Shivers, der Teufel der Landstreicher. Der schwarze Mann der Entwurzelten."

Wer "Mr. Shivers" in die Hand nimmt, und einen gruseligen Horrorschmöker à la Stephen King erwartet, wie es einem auf dem Klappentext versprochen wird ("Hochspannung für alle Fans von Stephen King und Neil Gaiman"), wird leider etwas enttäuscht werden.
Wer sich dann jedoch auf die Geschichte und eine Reise einlässt, die einzigartig und spannend ist, und den Leser bis zur letzten Seite fesselt, der wird sich an Mr. Shivers noch lange erinnern und ihn in seinen Träumen wieder sehen.

"Michael Connelly ist ein Rastloser, und er durchquert das Land mit nur einem Ziel: Rache zu üben. Denn dort draußen, zwischen den ratternden Zügen, den Lagern der Landstreicher und der endlosen Prärie verbirgt sich der Mann, der Michaels Tochter ermordet hat. Michael kennt weder den Grund für die Tat, noch weiß er, wohin er sich wenden soll. Aber er wird seine Suche zu Ende führen, und sie wird in Blut enden. Denn niemand kennt den Täter, und doch flüstert jeder seinen Namen: Mr. Shivers … "

Gerade da es Robert Jackson Bennett's Debutroman ist, hätte man vielleicht nicht gleich mit den größten Namen der Horrorliteratur auffahren sollen, Stephen King und Neil Gaiman erwecken Erwartungen in einem Leser, oder zumindest war es bei mir so, die ein Debutroman fast unmöglich erfüllen kann.

Dennoch hat Bennett einen Stil gefunden, der mir sehr gefällt und welcher Leser direkt in seinen Bann zieht. Vor allem da mich die Hauptfigur Connelly nicht wirklich überzeugt hat, war ich überrascht wie schnell ich das Buch doch auf einmal zu Ende gelesen hatte. Es liest sich so flüssig und man ist so mittendrin im Geschehen, man merkt kaum wie die Zeit um einen herum vergeht.

Die Geschichte selbst führt einen durch ein Amerika, welches ich selbst so nur aus Geschichtsbüchern kannte. Bennett schafft es, die Zeit der großen Depression in den USA so lebhaft darzustellen, dass ich manchmal innehalten musste während dem lesen. Man kann es kaum fassen, dass es damals wirklich so schlimm gewesen sein konnte. Ganze Familien mussten ihr zu Hause verlassen, ganze Dörfer wurden zu Geisterstädten.

Auch fast alle Figuren, alle Charakteren um Connelly herum scheinen wie aus dem echten Leben gegriffen und machen das Bilder der großen Depression noch realer. Sie scheinen einem kaum aus dem Kopf gehen zu wollen, auch nach dem Lesen nicht.
Nur bei Connelly selbst hat mir irgendwie der Tiefgang gefehlt. Der Mann ist ein großes wandelndes Geheimnis, dabei sollte man sich meiner Meinung nach in die Hauptfigur, mit der man auf eine lange Reise geht, hineinversetzen können. Vor allem an Stellen wo es um seine ermordete kleine Tochter geht, um seine Frau, um seine Jagd auf den Mörder seiner Tochter,... hat mir immer irgendwie etwas gefehlt, etwas menschlicheres vielleicht, um ihn richtig zu verstehen.

Dennoch ist Robert Jackson Benett ein Debut gelungen, welches so manch andere Erstausgaben in den Schatten stellt, genau dort wo Mr. Shivers schon hungrig wartet.

Ich würde allen empfehlen, einmal auf die unvergessliche Reise mit Connelly und seinen Gefährten zu gehen, ihr werdet höchstens die Alpträume bereuen, die ihr nachher von Mr. Shivers habt.