Rezension

kein wirklicher Psychothriller

Im dunklen Tal - Julia Keller

Im dunklen Tal
von Julia Keller

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Acker's Gap ist eine Kleinstadt in der Provinz West Virginias. Doch das idyllische Bild der Kleinstadt ist durch ein grausames Vorgehen zerstört worden. In einem Fast-Food-Restaurant werden drei Männer durch gezielte Kopfschüsse getötet. Die einzige Zeugin ist die siebzehnjährige Carla, die Tochter der Bezirksstaatsanwältin Bell Ekins. Carla hat zwar keinen Schaden erlitten, dennoch steht sie unter Schock. Nachdem sie sich langsam aus ihrem Schockzustand löst, wird ihr bewusst, dass sie den Täter erkannt hat. Ein Wissen, das sie und ihre Mutter in Lebensgefahr bringt...

 

 

Meinung

Als ich gelesen habe, dass Karin Slaughter eine Leseempfehlung ausspricht und das Buch um einen Psychothriller handelt, wollte ich es unbedingt lesen.
Nun ja, es ist zwar die Rede von einem Psychothriller, die ich aber nicht unterschreiben würde. "Im dunklen Tal" enthält nur Ansätze eines Psychothrillers, die mehr ausgearbeitet hätten werden können. Die Idee an sich ist zwar reizend, aber ihre Umsetzung ist nicht befriedigend.

Die Hauptgeschichte um den Fall, die sich in einem Fast-Food-Restaurant ereignet hat, nimmt einen angemessen Spielraum im Buch ein. Die nebenbei erzählte Geschichte um Albie nimmt für eine Nebengeschichte viel Bedeutung. Sie ist zwar unterhaltsam und auch teilweise interessant, jedoch fehlt mir der Zusammenhang zu der Hauptgeschichte. Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte um Albie etwas kürzer und dafür die Hauptgeschichte ausführlicher und tiefgründiger wäre. Dies hat mir das Gefühl verleiht, dass die Autorin von der eigentlichen Hauptgeschichte zu weit hinaus schweift.

Teilweise ist die Geschichte auch voraussehbar. Bei näherer Überlegungen kann man schon einige Ideen vornherein erschließen. Dadurch ist sie nicht so spannungsreich gewesen.
Zwischendurch gibt es Rückblendungen hinsichtlich der Vergangenheit der Charaktere. Man lernt sie dadurch besser kennen und wird mit ihnen etwas vertrauter.

Bell wird ausführlich vorgestellt und gut beleuchtet. Bei mir konnte sie aber leider nicht mit Sympathie punkten. Sie ist mit ihrer Arbeit viel zu beschäftigt und vernachlässigt ihre Mutterrolle gegenüber ihrer Tochter. Erst als es gegen Ende der Geschichte dramatischer wird und die Tochter in Lebensgefahr schwebt, wird sie auf ihre Tochter richtig aufmerksam.

Was mir aber besonder gut gefallen hat, ist, dass Julia Keller die Jugendlichen großartig vorstellt und beschreibt. Ihr Sprachgebrauch und ihre Verhaltensweisen, sowie Gedanken sind authentisch.
Der Täter hingegen kommt in der Geschichte oberflächlich vor. Ich hätte mir gewünscht, dass er tiefer beleuchtet wäre.

Julia Keller hat einen feinen Sprachgebrauch. Man kann die Geschichte locker lesen. Die Schimpfwörter, die zwischendurch verwendet wurden, haben zwar beim Lesen nicht störend gewirkt, sie hätte man aber auch kürzer fassen können, was mir lieber gewesen wäre.

Das Ende ist teilweise offen gestaltet und lässt den Leser mit einigen ungeklärten Fragen zurück. Man kann vermuten, dass diese im Nachfolger "Am kalten Fluss" beantwortet werden, dennoch finde ich es angemessen, wenn einige in dieser Geschichte geklärt wären.

 

 

Fazit

"Im dunklen Tal" ist kein wirklicher Psychothriller, sondern eine unterhalsame Geschichte mit ein Hauch von Spannung. Leider hat sie meine Erwartungen nicht getroffen und mich nicht, wie gewünscht, gefesselt. Sie ist auch der Leseempfehlung nicht ganz gerecht.