Rezension

Keine Gefühlsduseleien!

Zügellos - Dominique Manotti

Zügellos
von Dominique Manotti

~~Sommer 1989: Das politische Klima in Europa verändert sich. Mauern werden brüchig und Blöcke fallen. Die französische Linke geht auf Kuschelkurs mit den Neoliberalen. Und alle spielen mit dem Feuer.

 Agathe, Nicolas und Christian kennen sich seit Studientage, haben gemeinsam für die revolutionäre Sache gekämpft, sind aber mittlerweile im bürgerlichen Leben angekommen. Agathe und Nicolas sind für die Öffentlichkeitsarbeit des Versicherungskonzerns PAMA zuständig, während Christian im Élysée-Palast für den Staatspräsidenten arbeitet. Ihre Wege werden sich während dieses Sommers in Paris wieder kreuzen.

 Durch die Öffnung des Ostens entstehen neue Märkte und Glückritter wittern die Chance ihres Lebens, ohne Anstrengung an das große Geld zu kommen. Natürlich geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Entscheidungsträger werden geschmiert und paktieren mit Spekulanten, die aus den unterschiedlichsten politischen Lagern kommen. Aber alle sind "zügellos", vereint in ihrem Verlangen nach Macht und Geld.

 Das stellt auch Commissaire Daquin bei seinen Ermittlungen fest, nachdem auf der Rennbahn erst eine seiner Informantinnen ermordet aufgefunden wird und kurz danach Rennpferde in ihren Ställen verbrennen. Das zuständige Versicherungsunternehmen PAMA schüttet den Eignern ohne großes Federlesen riesige Versicherungssummen aus, aber Daquin wird misstrauisch und beginnt mit seinen Ermittlungen, was umgehend seine Vorgesetzten auf den Plan ruft, die ihn zurückpfeifen. Aber er bleibt hartnäckig und fördert auf illegalem Weg höchst brisante Ergebnisse und jede Menge Schnee zutage.

 "Zügellos", gerade erst in der deutschen Übersetzung erschienen, wurde bereits 1997 im Original unter dem Titel " À nos cheveaux" veröffentlicht. Der Titel bezieht sich auf eine Trinkspruch der französischen Kavallerie: "À nos femmes, à nos chevaux et a ceux qui les montent" = "Auf unsere Frauen, auf unsere Pferde und auf die, die sie besteigen". Genau mit dieser Arroganz, die hier vermittelt wird, agieren bei Dominique Manotti die aalglatten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kapital, deren einziges Interesse darin liegt, ihre Gier zu befriedigen.

 Und wie immer schafft es die Autorin perfekt, in einer klaren und schnörkellosen Sprache und ohne Gefühlsduseleien, die komplizierten Verflechtungen zwischen Geld und Macht absolut treffend im historisch-politischen Kontext aufzuzeigen.