Rezension

Keine leichte Kost, aber trotzdem gut: Jette, Frieder & der Kartätschenprinz

1848, Die Geschichte von Jette und Frieder - Klaus Kordon

1848, Die Geschichte von Jette und Frieder
von Klaus Kordon

Bewertet mit 4 Sternen

Erinnert etwas an Victor Hugos "Die Elenden" auf "Berlinisch"

Wieder einmal der typische Fall, dass nicht ich ein Buch, sondern ein Buch mich gefunden hat, ganz ungeplant. Autor Klaus Kordon war mir unbekannt, obwohl er schon viele Bücher veröffentlichte:  https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Kordon

Und da ich gerade dabei bin, gleich noch ein Link zu den historischen Ereignissen, lang, aber lohnend: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._(Deutsches_Reich)

Lang, und vor allem viiieele Längen aufweisend, aber lohnend ist auch die Lektüre von  "1848 – Die Geschichte von Jette und Frieder", dem 1. Band der „Jacobi-Saga“, die Teile 2 & 3 heißen "Fünf Finger hat die Hand" & "Im Spinnennetz".  Sie berichtet von Jette (15), die mit Fritzchen, Sohn ihrer unter dem Namen "Sternenkiekerguste" nach dem Tod der Eltern als ledige Dirne den Unterhalt der 3 bestreitenden Schwester, und dieser in allerärmlichsten Verhältnissen lebt. Gegenüber dem Zimmermannsgesellen Frieder Jacobi (17) hegt sie - von diesem erwiderte - romantische Gefühle. Er lebt bei seiner verwitweten Mutter. Dass der Nachname mit "i" und nicht mit "y" geschrieben wird, ist einigen Menschen wichtig, da letztere Schreibweise auf "jüdische Wurzeln" hingedeutet hätte. Antisemitismus ist damals allerdings noch ein vergleichsweise kleines Problem. Schlimmer sind Armut, politische Willkür, Bedrohung durch gierig-geizige finanziell etwas Bessergestellte, die Jette auch zur Dirne zu machen versuchen. Als dann in den Straßen Berlins den erfolgreichen Vorbildern von Paris und Wien folgend demonstriert wird, kommt es zu Inhaftierungen und später sogar zu Waffengewalt und Toten.

All dies wird eindringlich abwechselnd aus den Perspektiven von Jette und Frieder geschildert. Mit * versehene Wörter werden in einem Glossar erklärt, es hätten jedoch durchaus mehr sein können, das Wort "Peletonfeuer" zB musste ich ergooglen: https://de.wikipedia.org/wiki/Pelotonfeuer Ferner verfügt das Buch über ein interessantes Nachwort des Autors sowie eine Skizze Berlins mit rot eingezeichneten Barrikaden.