Rezension

"Kinder sind Erwachsene in Ausbildung"

Panda Mama - Esther Wojcicki

Panda Mama
von Esther Wojcicki

Bewertet mit 4 Sternen

Die Autorin studierte Politikwissenschaft und Jounalismus. Sie arbeit seit vielen Jahren an einer Schule in Palo Alto, in der sie Journalismus unterrichtet. Sie selbst hat drei mittlerweile erwachsene Kinder sowie Enkelkinder.

Sie sagt, Kinder sollen zu lebenstüchtigen und lebensklugen Menschen heranwachsen, empathisch in Bezug auf Andere sein, Probleme lösen können, um letztendlich ein erfülltes Leben führen zu können, immer auch in Anbetracht der spezifischen Anforderungen unserer modernen Zeit. Welche Fähigkeiten brauchen die Kinder nun dafür und was können Pädagogen und Eltern konkret tun, um diese Fähigkeiten im Kind zu wecken und zu fördern?

Die Autorin nennt ihren Erziehungsstil "kollaborativ". Dieser betont die Zusammenarbeit, die Kooperation, das Miteinander. Fünf Hauptelemente sind hierbei unabdingbar: Vertrauen, Respekt, Selbstständigkeit, Freundlichkeit und Mitgefühl. Diese stellt sie ausführlich dar und gibt vielerlei Praxistipps, die sich zumeist, aber nicht ausschließlich auf etwas ältere Kinder und Jugendliche beziehen und den häuslichen aber auch den Schul- Alltag betreffen.

Wie entwickelt man Durchhaltevermögen, wie stärkt man das Selbstbewusstsein, wie entwickelt man Entscheidungsfähigkeiten und Verantwortungsbewußtsein, wie fördert man Mitgefühl, die Haltung der Dankbarkeit und Kreativität? Das sind einige der Fragen, auf die sie Antworten gibt.

Die Autorin stellt ihren Stil vor allem in Abgrenzung zu zwei anderen Strömungen dar, die sicherlich in den USA sehr viel ausgeprägter sind, als hier in Deutschland. Nämlich die autoritäre Erziehung und die Helikoptererziehung. Sie stellt kurz die Folgen dieser Erziehungsstile dar und welche Schwierigkeiten die jungen Menschen in der Alltagsbewältigung haben.

Mehrfach macht sie zudem darauf aufmerksam, dass die Eltern Vorbilder sind und von den Kindern stets beobachtet werden. Auch regt sie dringend an, stets die eigenen Erwartungen und Projektionen zu reflektieren, um das Kind als eigenständige Person wahrnehmen zu können.

Das Buch liest sich kurzweilig, flüssig und amüsant. Sie schreibt sehr direkt und warmherzig.

Sie zieht ihre Ideen und Erkenntnisse aus ihrem eigenen reichhaltigen Erfahrungsschatz, nimmt aber auch Bezug auf Studien, die sie in einem Quellenverzeichnis aufführt.

Natürlich schreibt sie typisch amerikanisch. Auch das Vorwort, in der ihre Töchter ein großes Loblied auf sie halten, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Letztendlich merkt man nämlich selbst schon recht schnell, dass sie eine sehr kluge, mutige und großherzige Frau ist. Von solchen Menschen und - vor allem auch Lehrern- braucht man wirklich mehr! Trotzdem wäre es vielleicht etwas menschlicher, wenn sie noch etwas mehr auch von eigenen Fehlern berichtet hätte...:)

Einige (wenige) Ansichten werden sicherlich auf Kritik stoßen, wie z.B. Ihre Einstellung zum Kinderschlaf, das sollte aber nicht ihre übrigen sehr bereichernden Überlegungen schmälern.

Auch muss man sich darauf einstellen, dass sich das Buch an zwei Zielgruppen richtet, nämlich an Lehrer und Eltern; wobei es insgesamt für alle pädagogisch Tätigen geeignet ist.

Mir gefiel das Werk sehr gut. Ich erhielt überzeugende Anregungen, Ideen und gute Praxistipps für eine allumfassende Vorbereitung der Kinder auf das heutige Leben. Besonders gefiel mir der warmherzige und gesellschaftskritische (und tatkräftig visionäre) Blick der Autorin.