Rezension

Klein aber oho

Einsame Schwestern - Ekaterine Togonidze

Einsame Schwestern
von Ekaterine Togonidze

Bewertet mit 5 Sternen

Ekaterine Togonidze ist in Georgien eine bekannte Journalistin und engagiert sich für Menschen mit Behinderungen. Sie brachte zuerst eine Kurzgeschichtensammlung zu diesem Thema heraus und legte mit diesem Buch ihr Romandebüt vor, das großes Aufsehen erregte.

Diana und Lina sind siamesische Zwillinge. Sie haben zwei Oberkörper und einen Unterkörper. Wie viele Menschen sind sie dann? Sind sie überhaupt Menschen oder eher Freaks, denkende Tiere? Können sie denken? 
All diese Fragen haben die Schwestern nicht belastet, solange sie versteckt bei der Großmutter aufwuchsen. Als sie nach deren Tod in einem Zirkus landen, lernen sie die Welt von einer ganz anderen Seite kennen. 
Ihre absonderliche Geschichte erzählen sie in ihren Tagebüchern, immer abwechselnd. Man stellt sehr schnell fest, dass die beiden ganz unterschiedliche Charaktere sind. Und zwischendurch erfährt man, wie Rostom, der Vater der beiden, von ihrer Existenz erfährt. Leider zu spät. 

Dieses Buch fesselt direkt und macht sehr betroffen. Diese Mädchen sind anders, haben ganz eigene Handicaps, die für sie Normalität sind. 
Man weiß von Anfang an, dass es kein gutes Ende nehmen wird, mag es aber nicht so recht glauben, bis es dann tatsächlich passiert. 
Die Sprache ist fein, auf sehr schlichte Art poetisch. Das Lesen macht beinahe Spaß, wäre das Geschehen nicht so grausig. 

„Einsame Schwestern“ ist ein bedrückender und berührender Ausflug in eine andere Realität. Zum Glück betrifft es nur wenige Menschen, aber es ist aufschlussreich, die Welt mal mit diesen Augen zu sehen.