Rezension

kleine Besonderheit mit zähen Anfang

Als Mrs. Simpson den König stahl - Juliet Nicolson

Als Mrs. Simpson den König stahl
von Juliet Nicolson

MEINUNG - Als Mrs. Simpson den König stahl sprach mich vom Klappentext sofort an. Inzwischen gibt es zwar viele Bücher und Filme, die das Leben der Wallis Simpson und ihre Affäre zum König Edward beschreiben, doch es gibt recht wenig, die dieses auf eine unkonventionelle Art tun. Bestes Beispiel wäre Madonnas Film W.E, einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Auch das Debüt von Juliet Nicolson ist keine Biographie in Form eines Romans, sondern erzählt aus der Sicht fiktiver Personen wie Mrs Simpson nun mal den König stahl. Erzählt wird dabei einmal von May, einer Chauffeurin aus der Arbeiterklasse und Evangeline, einer amerikanischen Jugendfreundin von Wallis (natürlich fiktive Freundin, denn Evangeline hat es nie gegeben), die nach England reißt um diese zu unterhalten.
Die Geschichte verbindet mehrere historische Ereignisse miteinander, wie der Beginn des ersten Weltkriegs, Edwards Rücktritt um Wallis heiraten zu können und eben die sozialen Probleme nach der großen Depression in Großbritannien.
Klingt doch noch einen potenziellen Lieblingsbuch, oder? Wäre da bloß nicht dieser Anfang gewesen. Ich bin ehrlich, ich tue mich immer sehr schwer mit Anfängen, wenn es darum geht Personen zu erläutern, Beziehungen zu pflegen und möglichst viele Beschreibungen auf wenig Seiten zu pressen. Doch bei dem Buch standen mir ab und an wirklich die Haare zu berge. Erst werden tausende von Verwandtschaften erklärt, die natürlich dafür sorgen das unsere zwei Protagonistinnen überhaupt in England landen. Mays Mutter, deren Schwester, deren Tochter, deren besten Freundin und so weiter und sofort. Das gleiche Spiel bei Evangeline.
Es war wirklich schwierig überhaupt ein Bezugspunkt zu den beiden Frauen zu finden, wenn man erst mal über ihren Stammbaum alle möglichen Informationen erhält. Dazu kommen dann auf Seiten von Evangeline üble Witze dazu, die in irgendeinem Artikel zum Buch als spritziger Humor beschrieben werden. Das Evangeline in dem Buch mindestens zweimal irgendwo stecken bleibt (Auto und Glastür), einmal etwas peinliches am Tisch sagt und sich dann auch noch in ein schwarzes Kleid pressen muss, hat bei mir nur Mitleid hervor gerufen. Die Perücken haben ihr übrigens getan. Mir fiel es da einfach schwer vorzustellen, wie eine solche Person sich bei Wallis Simpson wohl fühlen kann. Die beiden sind so verschieden, dass es der Autorin kaum gelingt ihre Freundschaft authentisch zu begründen.
Mays Anteil der Geschichte dagegen ist sehr typisch. Mädchen aus Arbeiterklasse arbeitet sich im Haus ihres neuen Chefs hoch und ist so ein gescheites Ding, dass sie schnell zu Ansehen kommt. Natürlich verliebt sie sich in den Schulfreund des Sohnes vom Chef und alles geht schief. Der Teil der Geschichte hat mir eindeutig besser gefallen als der Leidensweg von Evangeline, die sich immer mehr zur Witzfigur in der Gesellschaft macht.

Leider fehlt diesem Buch einfach das gewisse Etwas. Die Autorin schreibt nach diesem schwierigen Einstieg wirklich schön und atmosphärisch. Durch die Bedrohung des zweiten Weltkriegs ist immer eine gewisse Spannung vorhanden, doch eine wirkliche Charakterisierung von Wallis Simpson fällt mir nach diesem Buch wirklich schwer, denn sie erschien mir leider sehr blass und falsch dargestellt.  
  
FAZIT- Als Mrs. Simpson den König stahl verspricht im Klappentext viel aufregendes und lässt dann leider den Inhalt etwas schleifen. Auch wenn der Beginn fast eine Qual war, kommt man danach wirklich interessante Erzählungen zum Vorabend des zweiten Weltkriegs geboten, die das Buch dann doch noch zu einer kleinen Besonderheit machen.