Rezension

Kleine Leute – große Sorgen

Kleiner Mann - was nun?
von Hans Fallada

Bewertet mit 3 Sternen

Johannes Pinneberg und Emma Mörschel lieben sich und so ist es für sie keine Frage zu heiraten als sie erfahren, dass Emma schwanger ist. Eine alltägliche Geschichte – doch es sind die 1920er, die Zeit der großen Wirtschaftskrise, die besonders die kleinen Leute hart trifft. Pinneberg ist ein Angestellter, der seinen Job verliert als sein Arbeitgeber von seiner Ehe erfährt. Auf ein vages Versprechen hin zieht er mit Emma nach Berlin zu seiner Mutter, doch auch hier muss er um jeden Schritt kämpfen. Wie viel Leid und Not kann eine Liebe überstehen? Emma und Pinneberg lassen sich nicht unterkriegen.

Ein zutiefst erschütterndes und gleichzeitig herzerwärmendes Buch von streckenweise brutaler Aktualität. Jeden Schicksalsschlag der Pinneberg trifft, spürt der Leser schmerzhaft. Nüchtern und immer auf den Punkt trifft Fallada jede Eigenart seiner Zeit, des Lebens selbst und der harten Welt. Ein Zeitzeugnis ist die Darstellung der Arbeitswelt, wie der kleine Angestellte seinen Arbeitgebern und ihren Launen ausgeliefert war und wie die Wirtschaftskrise die Situation zusätzlich verschärft; anderes, wie die Szenen mit Behörden, ob Krankenkasse oder Arbeitsamt, ist wiederum von trauriger Aktualität. Falladas Feder ist spitz, er trifft die Grausamkeit des Unpersönlichen genau und das Lachen bleibt dem Leser im Halse stecken. Rührend ist die Liebesgeschichte von Pinneberg und Emma. Naiver Glaube an die Zukunft, romantische Sicht auf die Welt und ein unverdrossener Kampf mit allen Mühsalen und Unwägbarkeiten des Lebens mischen sich mit der Ausweglosigkeit der Situation und dem Geschichtswissen des Lesers zu einer herzzerreißenden Tragik. Das hat mir die Lektüre auch sehr schwer gemacht. Literarisch ist das Werk einzigartig, doch mir fiel die düstere Atmosphäre schwer.

Eine Geschichte, die zeitloser ist als sie sein sollte und dem Leser gleichzeitig bewusst macht, wie gut es einem in der heutigen Zeit geht. Nicht einfach, aber ein Buch, das sich lohnt!