Rezension

Kommt nicht an den ersten Teil heran

Tintenblut, 18 Audio-CDs - Cornelia Funke

Tintenblut, 18 Audio-CDs
von Cornelia Funke

Bewertet mit 3 Sternen

Staubfinger hat es nach zehn Jahren endlich geschafft: er hat jemanden gefunden, der ihn in „Tintenherz“ zurückliest. Ihm folgen auch Farid und Meggie, und nicht ganz freiwillig Mo und Resa, und die Geschichte geht in der Tintenwelt weiter.

 

„Tintenblut“ ist der zweite Teil der „Tintenwelt“-Trilogie und sollte unbedingt auch so gelesen werden. Als Einzelband eignet sich das Buch nicht, da zum Verständnis ein recht umfassendes Vorwissen nötig ist, und die Geschichte auch nicht wirklich in sich abgeschlossen ist. Auch dieser Band wird wieder von einem Erzähler geschildert, jedoch dieses Mal in regelmässig wechselnder Perspektive, fast in jedem Kapitel wird eine andere Sichtweise beleuchtet.

 

Habe ich in meiner Rezension zum ersten Teil noch angeführt, dieser sei etwas zu lang geraten, so kann ich zu Teil zwei nun bestätigen, dass dieser deutlich zu lang geraten ist. Auf über 700 Seiten (in der Hörbuchversion mehr als 22 Stunden) erstreckt sich die Geschichte, die sich stellenweise etwas gar stark in die Länge gezogen angefühlt hat. Etwas Straffung hätte hier wohl gut getan, da die Handlung im Grunde aus einem sich immer wieder wiederholt.

 

Leider hat die Autorin Cornelia Funke die Chance nicht genutzt, mit dem Wechsel des Schauplatzes ihre Leser in eine wirklich magische Welt zu entführen. Sie hat ihre „Tintenwelt“ zwar mit einigen magischen Wesen wie Glasmännern, Feen und weissen Frauen bevölkert, diese spielen jedoch nur am Rande eine Rolle und haben keinen wirklichen Einfluss auf die Geschichte. In der Hauptsache ist die „Tintenwelt“ eine brutale, mittelalterliche Feudalgesellschaft, in der man täglich damit rechnen muss, misshandelt, verstümmelt oder hingerichtet zu werden. Wieso Staubfinger, Meggie und Resa unbedingt dort leben möchten, blieb mir vollkommen unbegreiflich. Für Kinder ist die Geschichte daher in meinen Augen aufgrund der Brutalität nicht mehr geeignet.

 

Auch die Figuren hat Cornelia Funke nicht weiter ausgearbeitet, sie sind immer noch ziemlich eigenschaftslos. Als einzige zusätzliche Eigenschaft scheint die Autorin Arroganz eingebaut zu haben. Beinahe jeder Charakter strotzt vor „ich will, ich bin, ich kann, ich darf“, ganz besonders Fenoglio, der anscheinend erwartet, von seinen Figuren wie ein Gott angebetet zu werden. Meggie erschien mir zwar nicht arrogant, konnte mich aber als 13jährige nicht überzeugen. Sie erschien mir abwechslungsweise abgeklärt wie eine alte Frau, oder dann ängstlich und auf ihren Vater fixiert wie ein kleines Mädchen. Auch in ihrer eigentlich teenagertypischen Verliebtheit konnte sie mich nicht überzeugen.

 

Wie auch schon in „Tintenherz“ nutzt Cornelia Funke eine recht umständliche Sprache, mit vielen Wiederholungen und seltsamen Metaphern (wieso sollte Bernstein schlau sein?!). Trotz aller Kritikpunkte hat mich „Tintenblut“ aber durchaus gut unterhalten, und ich werde mir auch gerne den dritten Teil „Tintentod“ als Hörbuch anhören.

 

„Tintenblut“ wird, wie auch schon der erste Teil „Tintenherz“ von Rainer Strecker gelesen. Auch hier gefiel er mir wieder gut, wenn auch nicht mehr so sehr wie im ersten Teil. Die Anzahl der Charaktere ist im zweiten Band merklich angestiegen, sodass Rainer Strecker wohl die verschiedenen Sprechvarianten ausgingen und einige Figuren ziemlich ähnlich klangen. Wie ich schon zum ersten Teil bemängelt hatte, erschien mir auch hier die Zwischenmusik zwischen den einzelnen Kapiteln zu laut und zu lang. Ausserdem wiederholten sich die Stücke zu oft. Ich hätte auf diese musikalische „Unterhaltung“ gut verzichten können.

 

Mein Fazit

Immer noch recht unterhaltsam, kommt aber nicht an den ersten Teil heran.