Rezension

Komplex und gut konstruiert

Das 5. Gebot - Nika Lubitsch

Das 5. Gebot
von Nika Lubitsch

Bewertet mit 4 Sternen

„Das 5. Gebot“ ist ein Kriminalroman aus der Feder von Nika Lubitsch. Er umfasst 280 Seiten inklusive Prolog, 63 Kapiteln und Epilog. Der Titel des Buchs bezieht sich auf das fünfte Gebot der Christen und Juden „Du sollst nicht töten“, das in dieser Erzählung einige Male gebrochen wird. Das Cover ist im gleichen Stil mit auffälligen roten Elementen auf weißem Grund gestaltet wie das sehr erfolgreiche Buch der Autorin „Der 7. Tag“, inhaltlich jedoch ganz verschieden davon. Ein abgebildetes Giftfläschchen bezieht sich auf ein Ereignis, das im Buch geschildert wird, bei dem wichtige Personen dieses Romans aufgrund ihrer Erkrankung dem Tod durch Gift entgehen. Ein altes Foto aus den 1950er Jahren zeigt eine junge Frau, die die Mutter der Protagonisten sein könnte, um die sich ein Geheimnis rankt. Die Erzählung beginnt in der Gegenwart.

Vicky McIntosh ist Britin und von Beruf Rechtsanwältin. Ihren Beruf übt sie jedoch zur Zeit nicht aus, weil sie vor einem halben Jahr mit ihrem Mann nach Berlin gezogen ist und bisher keine geeignete Stelle gefunden hat, was eventuell an ihren fehlenden Sprachkenntnissen liegt. Bei ihrer morgendlichen Joggingrunde wird sie von einer hysterischen Frau auf deren Fund aufmerksam gemacht und fällt dabei förmlich über eine Leiche. Zu ihrem Entsetzen sieht sie, dass die Tote ihr sehr ähnlich sieht, wie eine Zwillingsschwester. Doch das kann nicht sein, denn sie ist das Einzelkind einer allein erziehenden Mutter aufgewachsen. Ihr Vater ist kurz vor ihrer Geburt verstorben. Dann erhält sie die Nachricht, dass in das Haus ihrer Mutter Fiona  in England eingebrochen und diese dabei schwer verletzt wurde. Fiona stirbt noch vor Vickys Eintreffen. Und dann hat Vicky einen schweren Verkehrsunfall. Sie stellt sich die Frage, ob ihr jemand nach dem Leben trachtet. Und war der Tod ihrer Mutter auch beabsichtigt? Vicky begibt sich auf die Suche nach möglichen Zusammenhängen.

Die von Nika Lubitsch erdachte Geschichte ist komplex, folgt jedoch einer durchgehenden Handlung. Der Sprachstil ist nicht immer besonders ausgefeilt. Gerade zu Beginn hat mich die fließende deutsche Sprache ohne britische gesetzte Akzente der doch kaum deutsch sprechenden Vicky irritiert. Der Roman hat mich aber vom Aufbau fasziniert, vor allem die Fantasie der Autorin zwei historische Ereignisse zur Auflösung des Falls einfließen zu lassen. Die Autorin führt mit kurzen Zwischenkapiteln, in denen eine männliche Person, ohne zu viel verraten zu wollen, über seine besondere „Frauensammlung“ spricht, den Leser zunächst auf eine falsche Fährte beim Hintergrund für die Verbrechen. Diese Kapitel sind mit Frauennamen betitelt. Vorne im Buch findet sich ein Inhaltsverzeichnis. Wer Vicky und ihrem Mann bei ihrem Aufklärungsversuch begleiten möchte, folgt den Kapiteln mit Ortsangaben. Es wäre allerdings schade, irgendein Kapitel beim Lesen auszulassen. Insgesamt lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen. Nicht nur Vicky ist eine interessante Persönlichkeit, sondern auch ihr britischer Freund aus Jugendtagen, der ihr hilfreich zur Seite steht. Aber nicht alle Charaktere sind leicht in gut oder böse einzuordnen, sonst wäre die Aufdeckung der Zusammenhänge zu einfach. Etwas einseitig ist am Schluss die Nichterreichbarkeit der Personen untereinander dargestellt. Insgesamt gesehen, konnte mich die spannende und vor allem fein gesponnene Story überzeugen und ich vergebe gerne eine Leseempfehlung.