Rezension

Komplexe Handlung zu simpel gestrickt

Das Teufelslabyrinth - John Saul

Das Teufelslabyrinth
von John Saul

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Internat in Boston, ein unterirdisches Labyrinth und ein Junge, der auf ein Geheimnis stößt.

„Das Teufelslabyrinth“ von John Saul ist ein Horror-Roman, welcher sich an exzellenten Elementen des Genres labt, aus diesen Zutaten aber nicht erschafft, was die Handlung verspricht.

Horror ist meine liebste Leserichtung. Besonders gern mag ich das subtile Grauen, diesen feinen Schauer, der unter die Haut kriecht und langsam den ganzen Körper erfasst. Deshalb wurde es für mich Zeit, endlich einmal ein Buch von Horror-Meister John Saul zu lesen. Leider war unsere erste Begegnung ernüchternd, auch wenn ich sicherlich ein weiteres Werk des Autors probiere.

Die Geschichte ist komplex aufgebaut und dies wird durch mehrere Handlungsstränge bedient. In all den Namen musste ich erst einmal die Orientierung bekommen, weil es eingangs gar nicht einfach war, den roten Faden zu finden. Unter diesem Haufen an Perspektiven, einschüchternden Details und mysteriösen Anspielungen entblößte sich eine simple Handlung, die mehr enttäuscht als gegruselt hat. 

Im Mittelpunkt steht Ryan, der nach einem Zwischenfall an der Schule in ein katholisches Internat in Boston kommt. Dort begibt er sich auf die Spur eines ungeheuerlichen Geheimnisses, welches mit den unterirdischen Gängen des Schulgebäudes zusammenhängt.

Ja, ich weiß, das klingt richtig gut. Leider hat es arg an Atmosphäre und Stimmung gefehlt. John Saul schreibt nüchtern und knallhart seine Story runter. Im Erzählstil gibt es weder Finessen noch Raum für Stimmung oder Atmosphäre. Dabei wäre das Setting so vielversprechend gewesen! Jungs und Mädchen in einer alten Schule, welche von unterirdischen Gängen durchzogen ist. 

Es wird weder der Schulalltag oder das Entstehen der mysteriösen Bedrohung, demzufolge des Horrors, einnehmend beschrieben. Saul klappert die wichtigsten Stationen ab, haut eine Wendung rein und kommt zu einem glatten Ende, mit dem er sich eindeutig keine Mühe macht. 

Zentrales Horror-Element ist der römisch-katholische Glaube beziehungsweise das absolute Gegenstück davon. Besonders diese Richtung liegt mir normalerweise sehr. Allerdings hat Saul gefühllos herum geschliffen, sodass sich am Ende ein plausibler Roman ohne liebevolle Details ergibt. 

An manchen Stellen sah ich einen anderen Saul durchblitzen. Zum Beispiel als ein Jugendlicher durchdreht und alle Beteiligten vor einem Fiasko stehen, oder, als sich ein Schulmädchen gegen eine unfaire Bestrafung wehrt. Bei diesen Passagen zeigte mir Saul, dass er Emotionen weckt, dass er Stimmung vermittelt und dass er ein guter Autor ist.

Die Handlung an sich ist künstlich aufgebauscht, komplex durchdacht und zu simpel gestrickt. Aus dem Plot wäre mehr rauszuholen gewesen. Für mich hat es an Liebe zum Detail und Schattierungen gefehlt. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor keine Lust hatte, den guten Rahmen mit aufwendigen Verschnörkelungen zu verzieren.

Unterm Strich bin ich enttäuscht, weil ich den Namen John Saul mit solidem Horror verbinde. Dennoch lässt sich der Roman recht flott lesen, ist insgesamt interessant und für zwischendurch okay, wenn man das Geheimnis unbedingt lüften will.