Rezension

komplexe, interessante Handlung

Das Syndikat - Fran Ray

Das Syndikat
von Fran Ray

Bewertet mit 4 Sternen

In der Welt geschehen seltsame Dinge: Friedliche Familienhunde greifen Kinder an, eine Soldatengruppe stirbt nach und nach unter mysteriösen Umständen nach einem Einsatz in Afghanistan, in einen Restaurant in Brüssel explodiert eine Bombe – und mitten drin ist Karen Burnett, eine junge Journalistin, die dem Anschlag nur knapp entgeht, dabei aber einen guten Freund verliert. Sie beschließt, den Ereignissen auf den Grund zu gehen und sucht nach den Verbindungen zwischen den rätselhaften Vorfällen. Dabei kommt sie gruseligen Geheimnissen auf die Spur, die auch ihre Familie betreffen, und muss nun mehr und mehr um ihr eigenes Leben fürchten.

Nach ihrem Debüt „die Saat“ beschäftigt sich Fran Ray in „Das Syndikat“ mit politischen Affären, weltweit verstrickten Intrigen und einer Machtgier, die keine Grenzen kennt.

Das Hörbuch beginnt sehr dramatisch. Durch einen ständigen Wechsel der Orte wird man nacheinander in verschiedene Handlungsstränge geworfen. Dabei fällt es gerade zu Beginn schwer, den schnellen Sprüngen zu folgen. Die Geschichte ist vom Anfang an spannend und der Hörer kann von der ersten CD an miträtseln und spekulieren, wie es weitergehen wird. Von CD zu CD nimmt die Dramatik zu, die Liste an offenen Fragen wächst und wächst. Das Ende kommt dann leider sehr abrupt und nicht alle der gestellten Fragen werden völlig zufriedenstellend geklärt. So werden Personen eingeführt, die nicht mehr auftauchen oder über deren Verbleib man keine Informationen mehr erhält. Leider kann ich nicht einschätzen, inwiefern dies einer eventuellen Kürzung für die Hörfassung geschuldet ist.

Von der Fülle an Personen wird man während des Hörens beinahe erschlagen. Immer schwerer fällt es, sich Namen und die zugehörigen Handlungen zu merken. Ein Namensverzeichnis innerhalb der CD wäre hier sehr hilfreich gewesen, schon allein, um die schwierigen französischen Namen einmal vor Augen zu haben.
Die Gestaltung der CD-Box ist der Stimmung des Hörbuchs entsprechend eher etwas düster und geheimnisvoll. Auch die Bedeutung der abgebildeten Ameisen erschließt sich erst ziemlich am Ende der Geschichte.

Mit der Hauptfigur Karen hatte ich anfangs meine Probleme. Sie erschien mir gefühlskalt, verbittert und neidisch. Nach und nach gelang es mir aber, mich besser in sie hineinzufühlen und ich habe auch positive Seiten an ihr entdecken können, beispielsweise ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

Die Stimme der Sprecherin Milena Karas ist angenehm anzuhören. In der reinen Erzählung kann man ihr auch gut folgen. Leider war die Betonung nicht immer deutlich genug. So hatte ich vor allem Probleme, zwischen direkter Rede und Gedanken zu unterscheiden. Teilweise wurde auch nicht deutlich, welche Person gerade spricht, da hier kaum eine Veränderung der Stimme stattfand.

Fazit:
Das Syndikat ist sicher kein Hörbuch, dass man mal eben so nebenbei hört. Die Handlung ist viel zu komplex und man muss sich darauf konzentrieren, sämtliche Handlungsstränge zu verstehen und zusammenzufügen. Die Geschichte ist unglaublich spannend und zugleich auch erschreckend. Der Hörer wird dazu angeregt, über die behandelten Themen näher nachzudenken: Wie weit ist die heutige Datenüberwachung bereits? Wie realistisch ist das von Fran Ray inszenierte Szenario? Was könnte uns in der Zukunft erwarten?
Zwar ging mir das Ende etwas zu schnell, das ändert allerdings nichts an meinem insgesamt sehr positiven Eindruck zu der spannenden, gut durchdachten und lebhaft beschriebenen Geschichte.
Auch wenn ich die Auflösung nun kenne, halte ich das Syndikat für nochmals hörenswert, da ich die Ereignisse nun anders wahrnehmen werde und es sicher noch viele Details zu entdecken gibt, die mir beim ersten Hören entgangen sind. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, das Buch noch zu lesen, um zu erfahren, welche Teile eventuell gestrichen wurden.