Rezension

Brave New World - undenkbar?!

Das Syndikat - Fran Ray

Das Syndikat
von Fran Ray

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was, wenn alles - jedes Lebewesen, jede Handlung und sogar der Tod - von einer zentralen Macht gesteuert wird? Dann kann man nur hoffen, dass diese Macht nicht das Böse ist ... San Diego: Ein friedfertiger Familienhund wird urplötzlich zur reißenden Bestie. Brüssel: In einem Restaurant detoniert eine Bombe. Unter den Toten ist ein Journalist, der zuletzt Zeuge eines Mordes wurde, der als Selbstmord ausgegeben werden soll. Afghanistan: Eine Söldnergruppe hat ein schreckliches Massaker verübt. Innerhalb nur eines Jahres sind alle Soldaten tot. Zufall? Doch was, wenn es den Zufall nicht mehr gibt?

Karen Burnett ist eine unerschrockene Journalistin, die auch in Krisengebiete fährt, um Zusammenhänge aufzudecken und der Welt den Spiegel vorzuhalten.
In Brüssel wird ihr der Press Award verliehen für ihre beeindruckende Arbeit. Dennoch steht sie immer noch im Schatten ihrer Mutter, Jane Burnett - DIE Burnett - die kompromisslose Journalistin, die sich stets mehr um die "Wahrheit und nichts als die Wahrheit" gekümmert hat als um ihre Tochter. Obwohl Jane Burnett seit einigen Monaten vermisst wird und als verstorben gilt, vermag ihre Tochter Karen sich nicht aus ihrem Schatten zu befreien.

Traumatische Erlebnisse in Afghanistan bei ihrer letzten Recherche haben Karen sehr gezeichnet und setzen ihr bis heute zu. Sie flüchtet immer häufiger in Tabletten und Alkohol, ihre Ehe gerät zunehmend in eine Schieflage.
Doch dann folgen in rascher Reihenfolge scheinbar zusammenhanglose Ereignisse, die Karen aufhorchen lassen - zumal sie selbst darin involviert wird. Ein friedfertiger Familienhund in San Diego wird plötzlich zur reißenden Bestie. In einem Restaurant in Brüssel detoniert eine Bombe. Unter den Toten ist ein mit Karen befreundeter Journalist, der zuletzt für die Enthüllungsplattform LANZELOT gearbeitet hat. Eine Söldnergruppe in Afghanistan hat ein schreckliches Massaker verübt. Wenige Monate später ist nur noch ein Soldat am Leben. Karen Burnett glaubt nicht an Zufälle. Ihre Zweifel bringen sie auf die Spur einer rätselhaften Verschwörung und sie selbst schon bald in höchste Gefahr...

Fran Ray hat hier einen zeitweise atemlosen Verschwörungs-Thriller mit Elementen à la "Brave New World" geschaffen. Er stellt eine Verflechtung dar von bereits real bestehenden modernsten Technologien und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie den teilweise sicherlich in größerem Ausmaß als angenommen vorhandenen tatsächlichen Verquickungen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit von der Autorin erdachten Verschwörungstheorien.
Wie bei "Brave New World" seinerzeit möchte man auch hier glauben, dass es sich dabei um bloße Erfindungen handelt, doch im Hinterkopf bleibt beim Hörer durchaus der Gedanke, ob etwas Derartiges nicht nur tatsächlich möglich wäre, sondern ob es nicht zumindest teilweise bereits unerkannt in ähnlicher Form abläuft. Die Macht von Bürokratien und die gedankenlose Leichtgläubigkeit heutzutage, die selten nur noch neue Entwicklungen hinterfragt, lassen solche Szenarien zumindest denkbar erscheinen. Dies fand ich mit das Erschreckendste an dem Roman.

"Das Syndikat" ist ein vielschichtiger Thriller, der zahlreiche Handlungsstränge verfolgt und ständig die Perspektive zwischen verschiedenen Personen und Orten wechselt. Protagonistin ist jedoch eindeutig die Journalistin Karen Burnett, die eine recht widersprüchliche und für mich nicht unbedingt sympathische Persönlichkeit darstellt.
Bei einer derartigen Vielzahl von Personen, Orten, Geschehnissen und Zusammenhängen ist es sicherlich schon bei dem zu lesenden Buch nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Als bearbeitetes und gekürztes Hörbuch jedoch stellt dies für den Hörer teilweise die reine Überforderung dar. Immer wieder musste ich zurückspulen oder gar eine komplette CD ein zweites Mal hören, um den Anschluss nicht zu verlieren. Milena Karas ist die Sprecherin des Hörbuchs - und für mich ehrlich gesagt leider keine Idealbesetzung. Eine monotone Sprechweise, die je nach Spannungsgrad höchstens in der Schnelligkeit variierte, erschwerte das konzentrierte Zuhören noch zusätzlich...

Manche Entwicklungen erscheinen im Verlauf unlogisch und klären sich bedauerlicherweise auch nicht auf.
Leider blieben am Ende noch einige Fragen offen, wobei ich nicht beurteilen kann, ob dies eine Schwäche des Romans selbst ist oder ob es den Kürzungen im Hörbuch geschuldet ist. Schade fand ich es in jedem Fall!

Gehört habe ich das Hörbuch im Rahmen einer Hörrunde, und auch der Autorin konnten dort Fragen gestellt werden. Die Autorin gab allerdings zu, das Hörbuch selbst noch nicht gehört zu haben...
Mir hat die Hörrunde jedenfalls viel Spaß gemacht, auch wenn ich empfehlen würde, diesen Thriller eher zu lesen.