Rezension

Komplizierte Freundschaft

Friends and Strangers -

Friends and Strangers
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Babysitter sollte schon bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit man ihm sein Kind anvertraut. Selten entwickelt sich jedoch gleich so eine enge Freundschaft wie in diesem Roman. Die Schriftstellerin Elizabeth ist nach der Geburt ihres Babys mit ihrem Mann Andrew aus Brooklyn in eine Kleinstadt nahe New York gezogen und stellt die Studentin Sam als Kindermädchen ein. Sie ist wohlhabend, beruflich erfolgreich und hat vieles erreicht, worum andere sie beneiden, auch Sam. Die mittellose Kunststudentin stammt aus einer Arbeiterfamilie und ist noch mitten in der Selbstfindungsphase – sowohl was ihre berufliche Zukunft als auch ihre Fernbeziehung mit Clive angeht.

Trotz der gegensätzlichen Lebenssituationen verstehen sich die beiden immer besser, denn sie sind sich ähnlich: Sie haben wenig Selbstbewusstsein, suchen vergeblich Anschluss unter Gleichaltrigen und fühlen sich unverstanden.

Die Autorin lässt uns abwechselnd in die Köpfe von Elisabeth und Sam schauen und schafft durch ihre prägnante Erzählweise eine große Nähe. Spannend wird es besonders dann, wenn zu viel Nähe und Vertrauen durch neue Ereignisse oder Konstellationen in das Gegenteil kippen und eskalieren. Dazu tragen auch die Nebenfiguren wie Sams Kommilitonen, Elisabeths Eltern und Schwiegereltern bei. Courtney O’Sullivan beschreibt sehr sensibel nicht nur typische Familien- und Generationenkonflikte, sondern auch soziale und gesellschaftliche Missstände.