Rezension

Konnte meinen Schweinehund nicht durchgehend fesseln

Muskelkater kann man nicht streicheln - Guido Eckert

Muskelkater kann man nicht streicheln
von Guido Eckert

Bewertet mit 3 Sternen

»Eines der Ziele dieses Buches besteht vielleicht darin, immer wieder einen simplen Vorsatz zu bestärken: dranzubleiben. Das ist das Einzige, was zählt. Entscheidender als das »große Ziel«, das Motivationstrainer mit pathetischen Gesten herbeihecheln wollen, entscheidender als gewaltige Pläne oder leuchtende Vorbilder. Große Erwartungen führen nämlich letztlich nur dazu, bereits nach einem Monat wieder mit dem Training aufzuhören.«

Große Erwartungen schaden also, bremsen einen aus. Genau wie der bekannte Schweinehund, über den an anderer Stelle im Buch berichtet wird und den vermutlich jeder nur zu gut kennt. Der Autor selbst trainiert seit 25 Jahren regelmäßig in Fitnessstudios und schafft es erfolgreich, den Schweinehund auf Abstand zu halten.

In diesem Buch will er erzählen, wie ihm das gelingt und zudem über die Studios selber berichten, die für ihn absolut faszinierende Orte sind. Was für Menschen gehen dorthin? Was treibt sie an? Und wie trainieren sie? Wenn sie denn trainieren, denn nicht selten stellt sich der Schweinehund in den Weg und nagelt den eigentlich Trainingswilligen auf dem heimischen Sofa fest.

 

Guido Eckert ist für sein Buch quer durch Deutschland gereist und hat verschiedenste Studios besucht. Kleine und große, solche in der Provinz und solche in Metropolen. Dort hat er beobachtet, Fragen gestellt und viele Gespräche geführt.

 

Der Einstieg ins Buch gefiel mir sehr gut. Da ging es um grundsätzliche Dinge, da wurde auch der Schweinehund vorgestellt – und das auf äußerst vergnügliche Weise ;-) Wer geht in Studios und warum? Wie wird dort trainiert, wie oft und wie intensiv? Wie passt es zusammen, dass so viele Deutsche übergewichtig sind und sich im Alltag kaum bewegen und gleichzeitig so viele Menschen wie noch nie in Fitnessstudios angemeldet sind? Das alles war informativ und unterhaltsam.

Die vielen Gespräche, die der Autor anschließend präsentierte, fesselten mich irgendwann nicht mehr so sehr, sie waren in meinen Augen voller Wiederholungen, drehten sich immer wieder um dieselben Punkte. Aufbau von Muskelmasse, Abbau von Fett, Ernährung, Diäten, Essstörungen, Anabolika… Ganz ehrlich, da hätte ich lieber nur ein paar zusammengefasste Infos gelesen als diese ganzen Gespräche.

 

Ich habe mich dann auch gefragt, wie dieses Buch irgendjemandem beim Dranbleiben helfen will. Dieses für mein Empfinden viel zu viele Reden über Anabolika & Co. könnte einen Leser erstens vermuten lassen, dass sich die beschriebenen Zustände und Personen in den meisten Studios finden (in meinem aber zum Beispiel nicht!) und zum anderen interessiert mich persönlich das nur am Rande. Ich hätte gern mehr über Durchhaltestrategien gelesen, mit denen man einer Unlustphase begegnen kann. Dazu gab es zwar auch was, aber mehr Platz nahmen die Gespräche mit skurrilen Bodybuildern ein oder die Beschreibung essgestörter junger Menschen. Offenbar liegt der Schwerpunkt des Buchs doch auf dem Unterhaltungswert und ich bezweifle auch nicht, dass das vielen Lesern gut gefallen wird. Meinen Schweinehund konnte das Ganze aber leider nicht durchgehend fesseln.

 

Mit gemischten Gefühlen habe ich zudem von der enormen Häufigkeit gelesen, mit denen beinahe alle im Buch vorkommenden Personen trainieren. Auch der Autor erklärt deutlich, dass schon mindestens zweimal in der Woche trainiert werden müsste, Zitat: »Einmal ist keinmal«. Ohne Frage sollte man häufiger als einmal in der Woche trainieren, aber vielleicht schafft man das zum Beispiel aus zeitlichen Gründen einfach nicht. Weil man vielleicht neben einem Vollzeitjob noch Kinder zu versorgen hat, nach den eigenen Eltern schaut, ein Haus baut oder abends noch ein zusätzliches Fernstudium absolviert. Ich denke, Bewegung ist so wichtig, dass jedes bisschen zählen sollte und ein Spruch wie »Einmal ist keinmal« nur dazu führen kann, dass man den einen Sportabend pro Woche, den man realisieren könnte, auch noch fallen lässt, weil er eh nichts bringt. Ich trainiere dreimal pro Woche, hatte aber auch Zeiten, in denen ich es lediglich einmal geschafft habe. Wenn ich das dann hätte sein lassen, wäre ich heute bestimmt nicht mehr dabei.

 

Fazit: Sicher gibt es eine Zielgruppe für das Buch, ich fühlte mich leider oft nicht angesprochen. Ganz unterhaltsam, doch ich hatte mehr erwartet.