Rezension

Krimi mit Stärken und Schwächen

Nibelungenmord - Judith Merchant

Nibelungenmord
von Judith Merchant

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Nibelungenmord beginnt, wie es der Titel vermuten lässt, natürlich mit einem Mord. Eine Frau wird in einer Höhle im Siebengebirge ermordet. Gleich im nächsten Kapitel findet man sich in der Wohnung von Edith Herzberger, deren Besucherin sie von einem Altenheim überzeugen will. Anschließend taucht Sven Sippmeyer auf, ein verliebter Teenager, der Probleme mit seinen Eltern hat, sich gerne mal etwas Dope gönnt und in seiner Klasse eher den Außenseiter mimt. Im nächsten Abschnitt wird endlich die Leiche entdeckt und die Kriminalhauptkommissare Jan und Elena nehmen ihre Ermittlungen auf. Als bekannt wird, dass Margit Sippmeyer, Svens Mutter, vermisst wird und deren Ehemann Walter eine Affäre mit der Künstlerin Romina Schleheck hat, scheint der Mord für einen kurzen Augenblick bereits aufgeklärt. Der Krimi wäre aber kein Krimi, wenn die Sachlage nicht etwas komplizierter wäre.

Die Geschichte beginnt trotz der vielen Personen und Ortswechsel ziemlich spannend und temporeich. Leider verliert sie mit der Zeit etwas an Fahrt. Die Ermittlungen kommen meiner Meinung nach zwischen all den Nebenhandlungen ein bisschen zu kurz. Es wird von allen Personen sehr viel aus ihrem Privatleben erzählt, was die Seiten recht gut füllt. Nicht, dass dies langweiliges Geschwafel und für die Aufklärung des Mordes völlig irrelevant wäre. Es war nur ein bisschen zu viel des Guten. Gerade die Probleme von Jan Herzberger fand ich etwas überflüssig. Der liebe Kerl war das ganze Buch über viel zu sehr mit seiner geplatzten Hochzeit und seiner Oma Edith beschäftigt, als dass er als Ermittler wirklich was zu Stande gebracht hätte. Anfangs war er zwar ganz sympathisch, aber mit der Zeit entwickelte er sich immer mehr zum Weichling. Den Grund, warum er keine Leichen mehr ansehen kann, fand ich seeeeehr an den Haaren herbeigezogen.

Zum Glück ist das Fortschreiten der Handlung nicht nur von der Spürnase Jans abhängig. Mit der Zeit werden weitere Details bekannt und es wird wieder interessanter. Mit dem nahenden Ende steigert sich die Spannung noch mal, um in einem unerwarteten Showdown abzuklingen. Die Aufklärung war leider eher simpel und nicht besonders spektakulär. Angesichts der das ganze Buch über bewahrten Undurchsichtigkeit hätte ich mit etwas Ausgefallenerem gerechnet. Das macht das Buch nicht unbedingt schlechter. Es wurden nur meine Erwartungen nicht ganz getroffen. Das Ende ist absolut schlüssig und fügt sich gut in die Geschichte ein.

Schön und idyllisch fand ich den Handlungsort beschrieben. Zwar passt der im Buch herannahende Winter nicht zur momentanen Jahreszeit, aber ich konnte mir alles wunderbar vorstellen und das verleiht dem Buch einen gewissen Charme. Dies ist außerdem eine tolle Grundlage für eine Krimi-Reihe. Die intensiv vorgestellten Protagonisten Jan, Edith und Elena lassen ebenfalls auf eine Fortsetzung schließen. Würde mich darüber natürlich freuen und das Buch bestimmt lesen.

Alles in allem ein guter Krimi mit Stärken und ein paar Schwächen, der einem ein paar gemütliche Lesestunden beschert und Lust auf einen Besuch in Königswinter bzw. im Siebengebirge macht. 4 von 5 Sternen.