Rezension

Kronberg versus Moriarty

Tiefer Fall - Annelie Wendeberg

Tiefer Fall
von Annelie Wendeberg

Klappentext:
Das Biowaffenkomplott – Anna Kronberg und Sherlock Holmes vs. Moriarty 1890. Anna Kronberg hat London auf der Flucht vor Scotland Yard verlassen und führt ein unauffälliges Leben irgendwo auf dem Land. Doch eines Nachts wacht sie auf, mit einer Pistole an der Schläfe. Ihr Vater wird an einem unbekannten Ort gefangen gehalten, und Anna muss sich auf ein gefährliches Spiel mit ihrem dämonischen Entführer einlassen … Kann die brillante Wissenschaftlerin ihn von seinen Plänen abbringen, grausame biologische Waffen zu entwickeln? Und wie soll sie, die mitten in London in einem goldenen Käfig festgehalten wird, zu Sherlock Holmes Kontakt aufnehmen?

Die Autorin:
Annelie Wendeberg ist eigentlich Umweltmikrobiologin (UFZ, Leipzig; Adjunct Professorin, Uppsala). Doch eines schönen Wintermorgens schlug sie die Augen auf und dachte sich: »Ich schreib mal was.« Sie publizierte ihre Bücher selbst, und das Indie-Autorenleben stellte sich als unerwartet wilder Ritt heraus. Sie lernte die Tricks und Fallen des Online-Marketings kennen, infiltrierte Leser-Communities, stolperte über Trolle und hatte hitzige Konversationen mit Piraten, die ihr zeigten, wie man E-Books ordentlich formatiert. Nachdem ihr erstes Buch Zehntausende Leser in den USA gefunden hatte, schickte Annelie zaghaft ein Exemplar an den KiWi-Verlag. Seitdem ist sie eine glückliche Indie-Autorin mit Verlagsanschluss.

Meine Meinung:
Was passiert, wenn zwei geistreiche und scharfsinnige Charaktere aufeinandertreffen? Richtig, sie liefern sich recht originelle Schlagabtäusche par excellence.
Schon die Handlung beginnt mit einem Knall.
Dr. Anna Kronberg wird eines Nachts unsaft von zwei Männern geweckt, denn sie wollen die Wissenschaftlerin für ihre Zwecke missbrauchen. Einer von ihnen ist Professor James Moriarty, mit dem sie alsbald ein mörderisches Katz- und Mausspiel beginnt. Sebastian Moran ist der andere, der vor Gewalt nie zurückschreckt, um an sein Ziel zu kommen.
Anna hat Angst um ihren entführten Vater, der als Druckmittel benutzt wird, und sie selbst kann auch nicht mehr in Freiheit leben.
Das Gefängnis, in das sie sich begeben muss, bringt sie nicht nur der Wahrheit, was Moriarty vorhat, langsam näher, sondern auch dem geheimnisvollen Mann, der in ihm schlummert.
Wer wird gewinnen? Oder gibt es nur Verlierer?

"Tiefer Fall" ist der zweite Band um Dr. Anna Kronberg, der "Teufelsgrinsen" in nichts nach steht. Mir hat das Buch sogar noch einen Tick besser gefallen. Die beklemmende Atmosphäre ist die ganze Zeit greifbar, und so wie Anna jeden Tag mehr und mehr erfährt, ergeht es auch dem Leser.
Dabei sind vor allem Annas Gefühlschaos, ihre Ängste, aber auch die Kämpfe, die die energische Frau führt, von großer Bedeutung. Auch sie verliert sich immer mehr, hadert mit sich und geht dennoch ihren Weg.

James Moriarty ist ein ebenfalls interessanter Charakter, den man nicht durchschauen kann, denn er hält sich gern bedeckt und scheint ein Mann zu sein, der niemandem traut.
Sherlock Holmes taucht, so wie im ersten Teil, auch wieder auf. Seine Kombinationsgabe, die Annas in nichts nachsteht, lassen die beiden wieder zu einem unerschrockenen Duo werden.

Es gibt Wendungen, die man so nicht ahnt, und der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Auf den Punkt gebracht, nicht zu sehr ausgeschmückt, und passt zu Anna, die keinen Wert auf allzu ausgefallene Dinge legt und eher pragmatisch ist.
Die Prägnanz, mit der die Geschichte erzählt wird, hält die Spannung in Schach.

Was mir besonders gefällt, ist, dass Annelie Wendeberg sich die Figuren aus dem Doyle-Universum zu Eigen macht und sie das Wagnis eingeht, sie zu formen.
Entweder mag man es, oder auch nicht. Ich mag es.

Von mir gibt es 5 Sterne.