Rezension

Kulinarisches aus dem Chemielabor

Eine Frage der Chemie -

Eine Frage der Chemie
von Bonnie Garmus

Bewertet mit 5 Sternen

Für Chemie konnte ich mich in der Schule nur wenig begeistern, doch das liegt sicher daran, dass es keine Kochshow wie „Essen um sechs“ gab. Darum dreht sich dieser Roman – oder besser gesagt um den Star der Serie Elizabeth Zott. Die begabte Chemikerin und alleinerziehende Mutter will – sehr zum Verdruss des TV-Produzenten – die Essenszubereitung wissenschaftlich erklären, den Wissensdurst bei ihren Zuschauerinnen wecken und sie für eine Welt jenseits von Heim und Herd öffnen. Nachdem ihr die Karriere als Forscherin von ihren männlichen Kollegen verbaut wurde, ist dies die einzige Möglichkeit, ihre Liebe zur Chemie auszuleben und ihre Familie zu ernähren.

Ich musste oft schmunzeln über diese originelle Heldin, die praktische Aufgaben wissenschaftlich anpackt und alles durch die Brille einer Chemikerin erlebt, sogar die Liebe ihres Lebens. Doch gerade diese Identität wird ihr in einer Zeit, in der Wissenschaftlerinnen ausgegrenzt werden, abgesprochen. Darin liegt die Tragik ihrer Geschichte, die die Autorin mit viel Biss und Ironie und aus vielfältigen Perspektiven erzählt. Inmitten vieler emanzipierter Frauenfiguren wird mir die eigensinnige und furchtlose Fernsehköchin noch lange in Erinnerung bleiben.