Rezension

Kurioses Beziehungsexperiment, größtenteils interessant beschrieben.

Das Girlfriend-Experiment - Catherine Lacey

Das Girlfriend-Experiment
von Catherine Lacey

Wieder einmal kann man dem Klappentext nicht trauen. Auch wenn er grundsätzlich kein Unwahrheiten offeriert, wenn er beschreibt, dass es im Roman um einen Schauspieler geht, der ein kurioses Beziehungsexperiment startet, so steckt vor allem zu Beginn viel mehr in diesem Roman von Catherine Lacey.

Das Buch wir in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten und dritten wird nämlich in der Ich-Perspektive aus Sicht von Mary berichtet, welche im Experiment zu Kurts (der Schauspieler) "emotionaler Freundin" wird. Hier erfahren wir sehr viel zu deren lebensgeschichtlichen Erfahrungen. Die ersten 100 Seiten geht es also erst einmal gar nicht um Kurt sondern ausschließlich um Mary. Ein sehr tiefgründiger Blick in das Leben einer aus der Zeit gefallen scheinenden Frau von 30 Jahren. Im mittleren Teil wird aus der Perspektive verschiedener Protagonisten und Protagonistinnen erzählt. Das Experiment nimmt Form an. Man muss sich aber erst einmal während des Lesens umstellen und vermisst direkt die tiefgründige Erzählweise von Mary.

Der Plot insgesamt ist hochskurril und sicherlich nicht jedermanns/jederfraus Sache. Was er jedoch an verschiedenen Stellen aufzeigt, wie viel sich Männer herausnehmen, was sie einfach mit Frauen machen dürfen, was sie verlangen können, wie diese zu sein haben und wie nicht. Intelligent zum Beispiel dürfen sie nicht sein, aber gern mütterlich kümmernd. Was durch eine interessante Charakterstudie an Mary beginnt lässt leider über das Buch hinweg nach. Am Ende weiß ich leider nicht mehr so richtig, was die Autorin vermitteln möchte. Und die letzten zwei drei Seiten scheinen mir vollkommen wirr und redundant.

Insgesamt handelt es sich trotzdem um ein Buch, was mich gefesselt hat. Der deutsche Titel sowie das Cover wirken mir zu "girly-like", wenngleich mich die Illustration der Catherine Hepburn (oder zumindest einer Frau, die ihr bestechend ähnlich sieht) angesprochen und dazu geführt hat, dass ich mehr Interesse am Buch zeigte, als dies normalerweise der Fall bei solch einem Titel gewesen wäre.