Rezension

Kurzprosa

Fern von hier -

Fern von hier
von Adelheid Duvanel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sämtliche Erzählungen. Das bedeutet fast 800 Seiten, die man selbstverständlich nicht von vorne bis hinten komplett durchliest sondern erst einmal eine Auswahl trifft. Es ist ein Buch für nicht nur ein paar Stunden, durch das man eine originelle Schweizer Autorin kennen lernt. Adelheid Duvanel lebte von 1936 bis 1996. Das Buch enthält außerdem ein Essays zur Poetik Adelheid Duvanels. Die Erzählungen sind überaus eigen und originell. Es sind alles kurze Erzählungen, oft nur eine oder einige Seiten lang. Ist doch einmal eine länger, wie z.B. die letzte Story „Jan“ ist diese in sich noch mehrfach unterteilt. Schon mit der ersten Geschichte „Der Dichter“ wird eine bildhafte Sprache deutlich. Da spaziert der Protagonist mit seiner Hündin, die auf genau die gleiche weise hinkt wie er, durch die Vorstadt. Häslein in der Grube zeigt ein 15jährigs Mädchen, das Häslein genannt wird, und so hoppelt sie durch die Straßen. Ein krankes Mädchen wird Meerschweinchen genannt und trägt tatsächlich gewisse Züge dieses Tieres, wie eine hochgezogene Lippe und Schnüffeln. Besonders gelungen halte ich die Geschichten, die von Kindern oder jungen Frauen erzählt, die sozial im Abseits stehen (Catalina, Taddea, Sabel, Das Kind, Katja, und andere). Immer ist der Schmerz der ausgegrenzten Figuren erkennbar und als Leser kann man sich dem nicht entziehen. Man muss dem Verlag dankbar für diese Leistung mit diesem Buch sein. Es ermöglicht eine große Entdeckung und die Begegnung mit einer außergewöhnlichen Autorin.