Rezension

Kurzweilig

Lord Stonevilles Geheimnis - Sabrina Jeffries

Lord Stonevilles Geheimnis
von Sabrina Jeffries

Als Hörbuch ungekürzt gehört

 

Leider muss ich mich jetzt mal als Fan der so genannten Regency-Romane outen.
Was das ist?

Liebesromane, die (aus welchen Gründen auch immer) etwa um 1820 spielen, und in denen es von Adeligen nur so wimmelt. Eine sehr gute Vertreterin dieses Genres ist Georgette Heyer, die stilistische Highlighs erschaffen hat, voller Ironie und starker Frauen.
Barbara Cartland hat auch dieses Genre bedient, von ihr habe ich, wenn überhaupt, ein Buch gelesen und danach auf weitere verzichtet.
Im Cora-Verlag erscheinen monatlich zwei Heftchen dieser Art unter dem Begriff ‚My Lady’, die ich vor sehr langer Zeit mal abonniert hatte.

Abgesehen von diesen ewigen Adeligen (meist die Männer, die jedoch ein schweres Schicksal tragen und deren dunkler Fleck auf der Seele nur durch die Liebe einer Frau getilgt werden kann) und ihren Opfern (meist Frauen, die aus eher ärmlichen Verhältnissen stammen, aber dennoch vom festen Glauben an die Liebe beseelt Alles daran setzen, den Verzweifelten zu erretten), reizen mich diese Bücher, weil sie einfach pure Unterhaltung sind. Man weiß genau, was einen erwartet, wer wen kriegt, die Handlungen und die Personen sind immer Schema F, und am Ende kann man seufzend das Buch zuklappen und wundert sich, wo die ganzen Plätzchen geblieben sind.

Bis vor einigen Jahren endeten diese Bücher generell vor der Schlafzimmertür, sie waren also jugendfrei, das scheint sich jedoch geändert zu haben.

Als ich ‚Lord Stonevilles Geheimnis’ zu hören begann, hoffte ich also auf gute, kurzweilige Unterhaltung, weil ich Socken stricken wollte. Und das tat ich. Und wunderte mich irgendwann, wie schnell mir das Stricken plötzlich von der Hand ging, denn diese Geschichte sog mich geradezu in sich ein. Ironie, eine gehörige Portion Situationskomik und (leider) ein paar gute Sexszenen (auf die hätte ich verzichten können, aber sie sind wirklich gut), das bietet dieses Buch.
Die Handlung ist klassisch im Sinne des Genres und bietet nur bedingt Überraschungen.

Was mich irritiert hat, war Cathlen Gawlich, die versucht, jedem Charakter eine andere Stimme zu geben. Das gelingt ihr eigentlich ganz gut, nur bei dem jungen Fred, der 21 Jahre alt sein soll, sich aber anhört wie ein Junge vor dem Stimmbruch, ist der Effekt eher zweifelhaft. Auf der anderen Seite benimmt er sich entsprechend, also ist es wohl zu verschmerzen.

Fazit?
Ein wunderbares Beispiel für das Regency-Genre der heutigen Zeit. Einfach gute, manchmal richtig intelligente Unterhaltung, aber immer mit einem Augenzwinkern.