Rezension

Kurzweiliges und spannendes Fantasyabenteuer, das erzähltechnisch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Hannahs Traum - Melanie Strohmaier

Hannahs Traum
von Melanie Strohmaier

Die junge deutsche Autorin Melanie Strohmaier legt mit "Hannahs Traum" ihren Debütroman vor. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit begeistert sie sich ebenfalls für das Zeichnen und die Fotografie. Das wunderschöne vorliegende Cover stammt aus eigener Anfertigung und birgt nicht nur eine mystische Atmosphäre, sondern stimmt die Leser*innen auch auf den ebenso verträumten Inhalt ein. Auf den Roman, dem lediglich positive Resonanzen vorauseilen, bin ich durch die direkte Empfehlung einer anderen Bloggerin gestoßen – welche Erwartungen kann er letztendlich erfüllen?

Hannah ist eine Protagonistin, zu der ich aufgrund ihrer hitzigen, sturen Persönlichkeit lange keinen richtigen Zugang fand. Das Verhältnis vom Geben und Nehmen zu ihren Freunden wirkte oftmals unausgeglichen, das grundlegende Misstrauen gegenüber anderen Menschen anstrengend. Ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass sie aufgrund der tragischen Ereignisse und zur emotionalen Absicherung diese innere Distanz sucht und nicht etwa ihrer Arroganz wegen. Ihr Gedankenhorizont erschien mir teils triftig unlogisch, ebenfalls die starke innere Entwicklung, die sie durchschreitet, verbunden mit den dabei erlangten Erkenntnissen. Die an ihrer Seite stehenden Freunde wirken etwas schablonenhaft skizziert, können aber deutlich schneller Sympathiepunkte sammeln. 

Über die knapp fünfhundert Seiten ist die vorliegende Lektüre ein kurzweiliges Lesevergnügen, sodass ich das Buch freudig innerhalb von zwei Tagen beenden konnte. Das rasche Erzähltempo der Autorin reißt die Leser*innen ab der ersten Seite an mit. Letztlich der letzte Akt zieht die Handlung durch die fehlende erzähltechnische Konstante und einem seicht vor sich hinplätschernden Spannungsniveau zäh in die Länge. Ein wirkliches Finale, das dem Szenario gerecht wird, gibt es nicht; die Lösung des Grundkonflikts geschieht schließlich ohne aktives Zutun der Protagonistin. 

Melanie Strohmaier beweist in diesem Potpourri vieler guter Ideen großen Einfallsreichtum und schreibtechnisches Können. Sie entwirft ein spannendes Szenario, in dem sich die Traumwelt zunehmend mit der Realitätsebene vermischt, und kreiert dabei eine beklemmende Vision eines Zustands, in dem man rund um die Uhr wach zu sein scheint. Zudem geht sie auch gelungen auf menschliche Ängste und psychische Krankheiten ein. Sie hat einige Kniffe und Überraschungen auf Lager; der Schluss beendet das Buch auf eine rührselige Art und Weise. Ich würde gerne mehr über die Welt erfahren, in deren Fängen Hannah sich zunehmend befindet, auch wenn die Figur ihr selbst nur wenig Interesse entgegenbringt – einer möglichen Fortsetzung, wie sie die Autorin im Nachwort ankündigt, stehe ich daher positiv gegenüber. 

Den steten Lesefluss mildern leider sich häufende Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, sodass der Text den Status eines blinden entgegengebrachten Vertrauens verliert. Trotz dieser negativen Aspekte, die mich an "Hannahs Traum" störten, fühlte ich mich mit dem Buch gut unterhalten und möchte daher eine Empfehlung aussprechen, wenn man denn seine Erwartungshaltung ein wenig senkt. 

"Hannahs Traum"  
ist ein kurzweiliges und spannendes Fantasyabenteuer, das erzähltechnisch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. 

 

 

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