Rezension

Lady Rose und Captain Harry

Hasty Death - M. C. Beaton

Hasty Death
von M. C. Beaton

Bewertet mit 2.5 Sternen

Lady Rose hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten möchte. Für eine Tochter aus gutem Haus nicht gerade ein angebrachter Gedanke, das ist jedenfalls der Standpunkt ihrer Eltern. Da sie in ihrer Tochter aber eher ein heiratsfähiges Ausstellungsstück sehen, dass wegen der Nähe zur Bewegung der Suffragetten bereits einen zweifelhaften Ruf hat, lassen sie der Tochter ihrer Willen und fahren nach Nizza, um der Kälte Londons zu entfliehen. Damit Rose das Arbeiten auch richtig lernt, wird das Stadthaus der Eltern geschlossen und Rose und ihre Daisy, die Bedienstete, die fast schon ihre Freundin ist, müssen in einer Herberge für werktätige Frauen unterkommen. Außerdem hat Captain Harry den beiden Stellen in einer Bank gesucht, wo sie völlig unnütze Tätigkeiten ausführen. Langeweile, einfache Wohnung, wenig Nahrung, Umstände, die sehr überzeugen, dass das Leben einer Lady aus gutem Haus wohl doch angenehmer ist. Wäre da nicht ein Mord an einem der Kunden der Bank.

 

Lady Rose, Captain Harry und Daisy sind sympathische Charaktere mit Stärken und Schwächen. Manchmal scheint es als sei Rose die Einzige, die den Überblick behält und doch den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. So muss Harry häufiger zu ihrer Rettung eilen. Daisy, die aus einfachen Verhältnissen kommt, kann ihr Glück in Roses Haushalt aufgenommen zu sein, kaum fassen. Doch hin und wieder sehnt sie sich nach ihrer Welt. Die Eltern der jungen Lady wirken ausgesprochen gefühlskalt, oberflächlich und nur auf den Ruf der Tochter bedacht. 

 

Bei den Büchern um Lady Rose und Captain Harry handelt es sich um eine Reihe, von romantisch angehauchten Kriminalromanen, die Anfang des 20. Jahrhunderts spielen. So ist in diesem Fall etwas Kritik gegen die Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft verpackt. Rose lehnt sich gegen die Zwänge auf, denen sie eigentlich unterliegt. Allerdings kehrt sie auch immer wieder gerne in ihre gesicherte Umgebung zurück, wenn ihre Ausflüge unangenehm zu werden drohen. Und Harry, den sie natürlich unbewusst lieber mag als sie zugeben möchte, steht immer zu ihrer Rettung bereit. Allerdings stellt er sich manchmal etwas dämlich an, wodurch Rose überhaupt erst auf die Idee kommt, sie müsse die Dinge selbst in die Hand nehmen. Damit der Leser diese Dinge auch bestimmt merkt, sind Situationen häufiger sehr überzeichnet und damit nicht mehr glaubwürdig. Das Buch wartet mit einigen netten Ideen auf, der Fall ist weitestgehend schlüssig, doch sind einige Nebenschauplätze eher eine Ablenkung, deren Sinn sich nicht immer erkennbar ist. Und durch die übertriebene Ausbreitung einiger Charakterzüge, durch die Stereotypie mancher Situationen, wirkt der Roman eben gerade nicht so witzig und romantisch, sondern in Zügen eher nervig. Sicher sehen andere Leser das weniger kritisch, denn gute und leichte Unterhaltung wird sicher geboten. Allerdings werde ich die Reihe nicht zwingend weiter verfolgen.