Rezension

Lässt einen sprachlos zurück

Ihr wisst nicht, was Krieg ist -

Ihr wisst nicht, was Krieg ist
von Yeva Skalietska

„Ich hasse die Nacht. Ich will nicht, dass die Sonne hinter dem Horizont verschwindet! Aber leider habe ich ihr nichts zu befehlen. In der Dunkelheit scheint immer etwas zu lauern.“

Yeva Skalietska in ein zwölfjähriges Mädchen aus dem ukrainischen Charkiw. Als ich die ersten Sätze las, habe ich gleich an mich in diesem Alter gedacht. Wie unbeschwert ich gewesen war. Wie sich der Duft von Freiheit im Sommerwind verfangen hatte. Doch Yeva wurde von heute auf morgen alles genommen. 

Als ich weiterlas war ich einfach nur sprachlos. Während wir hier im Warmen saßen, den Sommer auf uns zukommend, ist in der Ukraine der Krieg ausgebrochen. Ohne Vorwarnung, auch wenn man unter den Erwachsenen oft davon sprach, dass es dazu kommen könnte, geglaubt hatte das aber niemand. Mir trieb es Tränen in die Augen, als ich von zerstörten Häusern las, von Kindern, die im Keller ihre Zeit verbrachten, unwissend darüber, wie es weitergehen würde. Ob sie überhaupt überleben würden. Bittere Ungewissheit. Wie schlimm das gewesen sein muss und noch immer ist. Vor allem war das unglaublich unnötig, denn es ist ein Krieg zwischen zwei Parteien, Politikern, Ländern. Warum also mussten Menschen sterben, die für diesen Konflikt nichts konnten? Menschen, die nichts dafür konnten, dass aus einer kleinen Flamme ein ganzes Inferno wurde.

Das Mädchen beschreibt alles so anschaulich und bei jedem „wir hörten einen Knall ganz in der Nähe“ zuckte selbst ich schon zusammen. Man kann es sich gar nicht vorstellen, wie das sein muss. Ich bin dankbar dafür, dass das nicht unsere Realität ist. Und ich wünsche mir, dass das niemals wieder zur Realität wird.

„5:10 Uhr Plötzlich weckt mich ein metallischer Krach. Er hallt so richtig durch die Straße. Erst denk ich, da wird ein Auto verschrottet. Dann wird mir klar: eine Explosion. Oma steht am Fenster und guckt auf die russische Grenze, und da brennt der ganze Horizont, und es fliegen Raketen über die Felder. Und dann fliegt eine riesige Rakete genau an unserem Fenster vorbei und explodiert mit so einer Wucht, dass mir das Herz in der Brust eiskalt wird.“