Rezension

Lang Verborgenes kommt ans Tageslicht

Die Rückkehr der Finsternis -

Die Rückkehr der Finsternis
von Karin Herzog

Bewertet mit 5 Sternen

Ein spannender Fall, verwoben mit einer emotionalen psychischen Herausforderung für den Ermittler

„Die Rückkehr der Finsternis“ von Karin Herzog ist der vierte und letzte Band mit Steffen Felder und Jette Reimann als kommissarische Ermittler im Mittelpunkt.

Worum geht es?
Ein älteres Ehepaar macht einige Tage Camping-Urlaub in Brokdorf, Schleswig-Holstein, und wird ermordet aus der Elbe geborgen. Die Ermittlungen führen Kommissar Felder und seine Lebensgefährtin und Kollegin Jette Reimann in seine Geburtsstadt Mönchengladbach, die er vor Jahrzehnten verlassen hat, weil mit seinem Elternhaus albtraumhafte Erinnerungen verbunden sind.

Das Cover, düster in dunkelgrünen Tönen gehalten, mit einem einsamen Mann im Mittelpunkt, unterstreicht anschaulich den Titel des Buches, das 2024 erschien. Ich bin als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hineingekommen, habe den relevanten Personenkreis ohne Weiteres überblickt und ausreichend Informationen zur Vorgeschichte vorgefunden. Nach Beendigung der Lektüre ist mir aber klar geworden, dass - auch wenn jeder Fall für sich alleine steht - die seelische Entwicklung des Protagonisten einen wesentlichen Faktor bei dieser Krimireihe darstellt. Daher empfehle ich wärmstens, alle Bände in richtiger Reihenfolge zu lesen.

Das Buch zog mich von der ersten Seite an in seinen Bann, so sehr im Dunkeln lag das Motiv für den Mord. Zudem sorgte die Kürze der Kapitel dafür, dass die Seiten nur so dahin flogen; ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich und anschaulich beschreibend, ob es nun Felders Gefühle und Gedanken anbelangt, das norddeutsche Lokalkolorit oder das fröhliche Treiben im Mönchengladbacher Karneval.

Der Spannungsbogen zieht sich stetig über die gesamte Handlung. Im Laufe der Ermittlungen ergeben sich nicht nur unerwartete Zusammenhänge und überraschende Wendungen, sondern es offenbaren sich auch schockierende, in der Vergangenheit liegende Taten, die Felder persönlich sehr nahe gehen. Auch wenn Steffen und Jette so nach und nach immer mehr Tatsachen ans Tageslicht bringen, tappen sie dennoch lange im Dunkeln. Bis der Mörder, der sich immer mehr in die Enge getrieben fühlt, in einem dramatischen Finale gefasst werden kann. Am Ende sind nicht nur der Mord an dem Ehepaar und das Motiv geklärt, sondern Schändliches aus der Vergangenheit aufgedeckt. Für Felder beginnt ein neuer Lebensabschnitt, frei von Gedächtnislücken und schemenhaften Erinnerungen. Somit schließt sich der Kreis, Felders über alle vier Bände sich erstreckende persönliche Geschichte endet hiermit.

Ob Haupt- oder Nebenfiguren, alle Charaktere sind sehr gut vorstellbar und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt steht Steffen Felder, ein zurückhaltender Mensch, der sich schwer tut, seine Gefühle zu zeigen, dem es auch an Selbstbewusstsein und positiver, optimistischer Lebenseinstellung mangelt. Er kämpft gegen seine ganz persönlichen Dämonen an. Seine psychischen Probleme bekommt man in diesem Band von Beginn an gut vermittelt und letztlich kommt die Ursache in aller Deutlichkeit zutage. Es dürfte jedoch sehr interessant sein, seine Entwicklung ab dem ersten Band an zu verfolgen.

„Die Rückkehr der Finsternis“ ist eine fesselnde Lektüre, sowohl emotionell als auch spannungsgeladen, gefiel mir sehr. Auch wurde meine Neugierde auf die Vorgängerbande geweckt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit dem Rat, die komplette Reihe zu lesen, und 5 Sterne.