Rezension

Langatmig und ohne Höhepunkte

Palast der Miserablen - Abbas Khider

Palast der Miserablen
von Abbas Khider

Spams ist ein einfacher Junge vom Land, einem Land das von einem Diktator regiert wird und in dem er einer Minderheit angehört. Seine Kindheit ist gezeichnet von Krieg und kurzerhand zieht die Familie von der irakisch-iranischen Grenze nach Saddam City, Bagdad, ins Blechviertel. Doch der Neuanfang ist nicht ganz so einfach wie gedacht.

Das Cover finde ich sehr schön. Das rot macht den orientalischen Eindruck. Dazu der Junge, der mit dem Reifen spielt, ein Bild in meiner Vorstellung, dass definitiv in dieses Jahrzehnt, in diese Gegend zu dieser sozialen Schicht gehört. Das Hörbuch beinhaltet 2 MP3 CDs, mit etwas über 500 Minuten Laufzeit verteilt auf etwa 120 5 Minuten lange Tracks. Ein Unterbrechen der CD ist also relativ einfach möglich.
Die Handlung spaltet sich in zwei Stränge auf. Zum einen Shams Kindheit, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt. Und dann einen Bericht aus dem Gefängnis. Die Perspektive aus dem Gefängnis dient als Sprungbrett für die Kindheitserinnerungen, wobei eben gerade in den Gefängnisepisoden die beschwerliche Situation direkt klar wird. In den Kindheitserinnerungen schwankt das ganze nicht ganz so mit. Denn der kleine Shams ist sehr geblendet von dieser schönen neuen Welt. Leider verblasst das Schicksal, dass im Klappentext versprochen wird irgendwie dann doch. Es bleibt auf der Strecke und plätschert einfach so vor sich hin. Ich habe mich beim Hören des öfteren dabei erwischt, dass ich gelangweilt abgeschaltet habe. Es entwickelt sich für mich kein Spannungsbogen.
Shams ist ein kleines geblendetes Kind. Und genau das nervt mich irgendwie sehr. Klar ist Fernsehen toll und das selbstgebauten Haus ist toll und sowieso und überhaupt. Aber irgendwie lebt der kleine realitätsfern. Ich bin von seinem Charakter nicht überzeugt. Sicherlich ist vieles autobiografisch, aber das macht es dann nicht unbedingt besser.
Sprachlich ist das Buch weder ein Highlight noch langweilig. Es ist wirklich bis ins kleinste Detail übersetzt, was ich persönlich schade finde. Der Sprecher war ganz nett, mehr nicht. Ich könnte ihm an manchen Stellen einfach nicht folgen, oder wollte es nicht.

Alles in Allem einfach was anderes als erwartet. Ich bin Fan von zeitgenössischer orientalischer Literatur a La Khaled Housseini. Das hier überzeugte mich dann aber doch nicht so ganz, es wirkte nicht so echt. Schade drum, Potential war dank des Klappentextes sicherlich da. Ausgenutzt wurde das nicht. Schade.