Rezension

Lange Zeit sehr spannend und mysteriös, gegen Ende weniger gelungen

I Would Die For You - Maya Shepherd

I Would Die For You
von Maya Shepherd

Bewertet mit 3.5 Sternen

Winters Schwester Eliza verschwand vor einigen Monaten. Winter fühlt sich ihrer Schwester wenig verbunden, stand sie doch immer in deren Schatten, so dass sie Eliza nicht vermisst, sondern sogar recht froh darüber ist, dass diese aus ihrem Leben verschwunden ist.

Als ein ermordetes Mädchen gefunden wird, vermutet man zunächst Eliza in der Toten, das stellt sich jedoch schnell als Irrtum heraus. Dann gibt es weitere Tote, alle nach dem gleichen Muster ermordet. Als dann Winter Eliza mehrmals zu sehen glaubt und ein geheimnisvoller Mann in ihr Leben tritt, wird Winters Leben immer mehr auf den Kopf gestellt.

Schon der Prolog macht sehr neugierig und auf den weiteren Seiten wird die Geschichte immer geheimnisvoller und verwirrender und macht den Leser immer neugieriger, was wohl dahinter stecken können. Mich packte der Roman sofort und ließ mich fast atemlos durch die Seiten jagen – leider nicht bis ganz zum Schluss, denn gegen Ende verlor die Geschichte einiges an Logik und wurde für mich immer weniger nachvollziehbar.

Erzählt wird vorwiegend aus Winters Perspektive in Ich-Form, wodurch das Geschehen subjektiv verzerrt wird. Später kommt eine weitere Perspektive hinzu, wodurch Manches in einem etwas anderen Licht erscheint, vor allem wird diese Person, die Winter nicht mag, dem Leser sympathischer, als sie selbst erzählen darf.

Leider sind fast alle Charaktere nicht sehr sympathisch und ziemlich widersprüchlich gezeichnet, die Geschichte packte mich nicht ihretwegen, sondern allein wegen der Geschichte, des Geheimnisses, das es zu enträtseln gilt. Winter z. B. ist so von Neid und Hass auf ihre Schwester erfüllt, der sie all ihr Elend und ihre eigene Lebensuntüchtigkeit in die Schuhe schiebt, dass sie oft nicht mehr vernünftig denken kann. Die beiden männlichen Protagonisten, Lucas, Winters Freund und Liam, der mehr als ein Geheimnis hat, fand ich fast noch schlimmer. Lucas ist langweilig und unflexibel, zu Liam möchte ich hier wenig sagen, er wird als sexy Bad Boy dargestellt, ich fand ihn aber zunehmend widerlich und unerträglich, wer die Geschichte liest, wird sicher erkennen, warum.

Einige Handlungsstränge entstehen nur, weil die Charaktere wenig nachvollziehbar, oft irrational, manchmal auch dumm, handeln. Mir war das schließlich etwas zu viel. Warum z. B. erzählt Winter ihren Eltern nicht von einem Brief, den sie bekommen hat, warum liest Lucas den, obwohl er im Papierkorb liegt, warum kehrt Winter in ein Haus zurück, in dem sie vorher schlecht behandelt wurde? Gegen Ende lässt zudem deutlich die Spannung nach, auch weil das Geheimnisvolle zunehmend verloren geht, jedenfalls habe ich das so empfunden.

Der Roman ist der ein erster Teil, es gibt drei weitere. Trotzdem ich das letzte Viertel diesen Bandes nicht mehr gut fand, bin ich neugierig, wie es weitergehen wird, auch ist eine Frage für mich noch nicht beantwortet, mindestens einen Teil werde ich auf jeden Fall noch lesen. Ich kann mir schon vorstellen, dass die weiteren Teile wieder mehr Spannung und Geheimnis enthalten. Außerdem tauchen im Verlauf des ersten Teils zwei Charaktere, die sich interessant entwickeln könnten. Da ich mir vorstellen könnte, dass die Geschichte auch mit nur einem Teil hätte erzählt werden können, bin ich gespannt, was die Autorin tatsächlich noch zu erzählen hat.

Es fällt mir schwer, den Roman angemessen zu bewerten, aber weil ich lange gefesselt war und sehr neugierig auf die Auflösung, vergebe ich 3,5 Sterne, die ich, wie immer, aufrunde.