Rezension

Lauernde Gefahr...

Augen in der Nacht - Vena Cork

Augen in der Nacht
von Vena Cork

Bewertet mit 4 Sternen

Für Rosa Thorn bricht die Welt zusammen, als ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben kommt. Für sie und ihre beiden Kinder Anna und Danny ändert sich pötzlich alles. Eine Privatschule können sie sich nicht länger leisten, und den beiden Teenagern fällt der Schulwechsel zusätzlich zur tiefen Trauer um ihren Vater sichtlich schwer. Und Rosa, die eigentlich Schauspielerin ist, aber von ihrer Agentin nie ein wirkliches Engagement vermittelt bekommt, sieht sich gezwungen, eine Stelle als Aushilfslehrerin an derselben Schule anzuehmen, die nun auch ihre Kinder besuchen. Doch dieser Verdienst reicht nicht aus, so dass Rosa beschließt, zusätzlich noch ein Zimmer in ihrem Haus zu vermieten.

Während die drei versuchen, ihre Trauer zu bewältigen und ihr Leben mit all den Veränderungen wieder in den Griff zu bekommen, geschehen Dinge, die Rosa sehr beunruhigen. Ihre 14jährige Tochter schließt plötzlich Freundschaft mit einem ältern, unheimlichen Mann, der die Familie und vor allem Anna zu beobachten scheint. Als ein Mädchen aus der Nachbarschaft ermordet wird, schaltet Rosa die Polizeit ein - doch die kann wenig unternehmen, denn der unheimliche Mann hat inzwischen die Stelle eines Gärtners ausgerechnet in dem Park angetreten, der dem Haus der Thorns gegenüber liegt. So kann er die Familie weiterhin beobachten, und Rosa sowie der Polizei sind die Hände gebunden. Glücklicherweise beschließt der in dem Mordfall ermittelnde Kommissar, das Zimmer im Hause der Thorns zu mieten, da seine Wohnung gerade renoviert wird. Rosa fühlt sich gleich wieder sicherer - doch die unheimlichen Vorfälle nehmen einfach kein Ende. Als Anna plötzlich verschwindet, ahnt Rosa die Katastrophe...

Aus der Ich-Perspektive Rosas wird dieser Thriller erzählt, so dass der Leser immer genauso viel weiß wie sie und die Geschehnisse hautnah miterlebt. Was Vena Cork hier gut gelingt, ist die Verknüpfung des ganz normalen Familienlebens einer mittlerweile alleinerziehenden Mutter mit ihren pubertierenden Kindern in einer Trauerphase einerseits mit den unheimlichen Geschehnissen und den Thrillerelementen andererseits. Die Verwirrung Rosas teilt der Leser vollkommen, denn jeder einzelne, der hier eine Rolle spielt, hat auch Geheimnisse - und lange ist nicht klar, welche der Geheimnisse hier eine wesentliche Rolle für den Fall spielen und welche hier eher nur von persönlicher Bedeutung sind. Vieles ist letztlich nicht so, wie es zunächst scheint, und dies ist eine der großen Stärken des Buches. Das Ende mit der Auflösung allerdings war für meinen Geschmack etwas abstrus und wirkte zu konstruiert, um wirklich glaubwürdig zu sein. Für eine Überraschung sorgte es jedoch allemal.

Was mir hier gut gefallen hat, war neben dem flüssigen Schreibstil und der stets latent unter der Oberfläche lauernden Spannung auch die Charakterzeichnung Rosas. Sie wirkte in ihren Reaktionen gelegentlich etwas übertrieben auf mich, insgesamt jedoch lebhaft, liebenswert, spontan und offen - mit anderen Worten: sympathisch und authentisch. Besonders ihre Art des gelegentlichen Zynismus und der Selbstironie sprachen mich hier sehr an.

Insgesamt ein flott zu lesender Thriller, der keinen Ausbund an Spannung bietet, aber mit vielen Überraschungen und Geheimnissen aufwartet und letztlich sehr unterhaltsam ist.

© Parden