Rezension

Lebe jeden Tag

Untermieter im Kopf - Angela Suter-Lattmann

Untermieter im Kopf
von Angela Suter-Lattmann

Bewertet mit 5 Sternen

Emma hat eine gutartige Zyste im Kopf und es steht wieder einer dieser unliebsamen Kontrolltermine in der Neurochirurgie in Zürich an. Sie hasst das Stillliegen im MRT und steht jedes Mal kurz vor einer Panikattacke. Am Empfang des Krankenhauses begegnet sie Tim. Nach ihrer Untersuchung wird sie von ihm erwartet und so begleitet er sie auf einen Spaziergang durch die Stadt. Sie mochte seine Nähe und seinen fein-zynischen Humor. Am Ende verabredeten sie sich, sich gegenseitig bei den Kontrollterminen zu begleiten. Als es nach 6 Monaten wieder so weit ist, fällt Emma der Termin nicht ganz so schwer und sie freut sich auf ein Wiedersehen mit Tim. Doch am vereinbarten Treffpunkt sitzt ein ihr unbekannter Mann. Der Schreck und die Enttäuschung sind groß. Es stellt sich heraus, dass der Unbekannte der beste Freund von Tim ist und er beteuert ihr, dass alles vorbereitet sei und sie bitte mit ihm kommen soll.

Wir lernen Emma als eine junge Frau kennen, die versucht mit ihrem Untermieter im Kopf auf ihre ganz eigene Weise umzugehen. Sie hat eine Strategie entwickelt, um den Tag des Kontrolltermins bestmöglich zu überstehen und zu etwas Besonderem zu machen. Einzig die Angst vor einer Panikattacke ist immer allgegenwärtig. Emma ist ein ganz wundervoller Mensch mit ihrem ganz speziellen Humor und Ausdrucksweise. Während des Nachmittages erweist sich Tim als ein sehr empathischer Begleiter und aufmerksamer Zuhörer, wobei man ihn erst am Ende durch seine Briefe besser kennenlernt. Die Charaktere sind äußerst sympathisch und authentisch. Den tragischen Verlauf und das wirklich emotionale Ende fand ich sehr berührend.

Mit seinen 94 Seiten ist es ein sehr bemerkenswertes und lesenswertes Büchlein, welches ich wirklich weiterempfehlen kann - tiefgründig, emotional.

Das Cover gefällt mir gut, es gibt dem Betrachter Raum für Interpretationen. Die Schlösser, die die ewige Liebe symbolisieren, die verschwommene Ansicht mit dem Rucksack, dass jeder sein „Säckl“ zu tragen hat und die Erinnerungen an denjenigen langsam in den Hintergrund rücken und verblassen.