Rezension

Leben im Büro – Christoph Bartmann

Leben im Büro - Christoph Bartmann

Leben im Büro
von Christoph Bartmann

Bewertet mit 5 Sternen

Christoph Bartmann kennt als Direktor des Goethe-Instituts in New York die öffentliche Verwaltung von innen. Und in diesem Inneren herrschen seit Jahren Schlagworte wie New Public Management, Neue Steuerungslehre, Evaluation und andere Begriffe aus dem Management.

Mit neuen Methoden sollen die Verwaltungen auf Vordermann gebracht werden, effizienter, kundenfreundlicher. Alles gute Ideen.
Aber wie alle guten Ideen, haben auch diese ihre negativen Seiten.

Da wird evaluiert auf Teufel komm raus, bis die Evaluation zum Selbstzweck wird. Kosten sollen eingespart werden, am Ende steigen sie aber wieder, weil die Evaluationen durch Unternehmensberater von außen durchgeführt werden.
Die Evaluatoren evaluieren parteiisch, um Folgeaufträge nicht zu gefährden. Evaluation nimmt gleichzeitig einen immer größeren Raum innerhalb der Organisation ein und lenkt immer mehr von der eigentlichen Arbeit ab.

Sehr ironisch zeigt der Autor den quasireligiösen Charakter dieser ganzen Managementtheorien. Change – Die Kirche des Wandels, alle laufen hinterher. Kritisches Hinterfragen ist dabei nicht gefragt.

Dieser Optimierungswahn dringt aus der Welt der Verwaltung und der Wirtschaft vor bis in alle Lebensbereiche; an die Grenze gehen wird zum Lebensstil, bald ist jeder verdächtig, der nicht permanente Selbstoptimierung betreibt.

Ich habe selten eine solch eloquente und geistreiche Kritik des ökonomischen Imperativs gelesen, wie diese. Mit seinen Analysen trifft Bartmann den Nagel genau auf den Kopf, ein echtes Lesevergnügen!