Rezension

Leben im Konjunktiv

Teich - Claire-Louise Bennett

Teich
von Claire-Louise Bennett

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was haben selbst geerntete Kartoffeln und Dicke Bohnen mit einer Liebesaffäre zu tun? Nichts könnte man meinen, doch die Schriftstellerin Claire-Louise Bennett schafft es, eine Verbindung zu schaffen. In ihrem Roman tauchen noch mehr solcher überraschenden Gedankensprünge auf. Ging es gerade noch um die Gartenarbeit in ihrem Cottage an der irischen Westküste, dreht sich das Thema auf einmal um die Brutalität der Liebe in der Literaturgeschichte.

Die Autorin hat sichtlich Spaß daran, mit dem Leser zu spielen und ihn mitunter auf die falsche Fährte zu führen. Man fragt sich ständig, ist das wichtig, was sie gerade erzählt, oder belanglos und keine größere Aufmerksamkeit wert. Bennett scheint es selbst nicht genau zu wissen oder vermittelt zumindest den Eindruck. Sie erzählt vieles im Konjunktiv und weckt den Anschein, dass sie sich gar nicht festlegen möchte. Viele Sätze leitet sie mit „Ehrlich gesagt“ ein, als sei sie bemüht, ihre wahren Gefühle offenzulegen.

So finden viele Episoden nur in ihrem Kopf statt, manche darunter durchaus humorvoll: Sie stellt sich beispielsweise vor, wie sie sich verhalten würde, wenn sie auf ihrer eigenen Party eingeladen wäre. Die Neugier, welcher schräge Gedanke oder welche ungewöhnliche Formulierung als nächstes kommen wird, trieb mich in erster Linie durch die handlungsarme Geschichte. Obwohl mir die Erzählerin bis zum Schluss unsympathisch blieb, hoffte ich doch in jedem Kapitel, etwas mehr über ihr Leben und ihr Wesen zu erfahren.

Dieser Roman zählt zu jenen, die weniger durch die Handlung als vielmehr durch die unkonventionelle Erzählweise faszinieren, doch diese Faszination ließ bei mir zum Ende hin nach. Zurück blieb ein bitterer Nachgeschmack und die verstörende Erkenntnis, was die selbst gewählte Einsamkeit mit einem Menschen anstellen kann.