Rezension

Leben in Absurdistan

Blasse Helden - Arthur Isarin

Blasse Helden
von Arthur Isarin

Bewertet mit 3 Sternen

Der junge Deutsche Anton macht sich Anfang der 90er auf nach Russland. Für einen Rohstoffhändler wird er Mr. Fix-it. Das Land ist im Umbruch, Dekadenz und Korruption herrschen in Antons neuer Welt. Was früher der Apparat für den Mächtigen war ist jetzt das Kapital.

Anton ist perfekt für diese Filterblase, er ist der blasse Held, wie Wasser in der Hand, wie Teflon, von dem alles abperlt. Nichts ist ihm von Belang, er deklariert sich für nichts und niemandem, nichts berührt ihn außer vielleicht Musik. Er wechselt Frauen wie sein Hemd, lebt ohne Bindung, ohne Ballast. Was er kriegt nimmt er mit. Moralische Entrüstung kommt ihm maximal dann unter, wenn die Vorgänge schlecht fürs Geschäft sind oder er keinen materiellen Nutzen an dem Geschäft findet. Sein Mäntelchen hängt er in den Wind und als es ihm zu stürmisch wird, packt er es ein und macht sich davon.

Der Roman ist in einige breite Kapitel aufgeteilt, die gut für sich alleine stehen können, aber selten in die Tiefe gehen. Am höchsten Punkt der Relevanz bricht der Autor meist das Kapitel ab, um zur nächsten Episode zu gelangen.

Bindeglied ist immer Anton und die Geschäftemacherei. Anfangs hat mich die Geschichte ausschließlich gelangweilt, mit der Zeit kommen einige skurrile Elemente dazu, die nicht nur die Erzählung sondern auch die Person Anton greifbarer machen. Der Einblick in die russische Gesellschaft der 90er Jahre ist sehr eindimensional, auf die Oligarchie, die Reichen und Schönen ausgerichtet. Normale Menschen scheinen überhaupt nicht zu existieren, Frauen sind Objekte, Ware oder Schmuck.

Anton lebt das Gleiten, für mich gleitet die Geschichte viel zu oberflächlich daher. Ich konnte ihr nur wenig abgewinnen.