Rezension

Leben, Leiden und Lieben

Im Leiden beginnt mein Sterben - Das kurze Leben der Großherzogin Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach, Prinzessin zu Reuß, ä. L., 1884-1905
von Silke Ellenbeck

Bewertet mit 4 Sternen

Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach hatte eine glückliche Kindheit, doch mit dem Tod ihres Vaters änderte sich alles. Ihr neuer Vormund suchte ihr den Ehemann, Großherzog Wilhelm Ernst, nicht nach ihrer Neigung aus und so fand sie sich in einer Ehe wieder, die sie todunglücklich machte. Schuldgefühle, ihren Mann nicht so lieben zu können wie er sie liebt, Aufbegehren gegen ihre neue Rolle und Gesellschaftszwänge und das Unvermögen sich in ihr Schicksal zu fügen, machen die wenigen Ehejahre zu einer Zerreißprobe für sie und ihn. In Tagebüchern und Briefen an ihre Schwestern finden sich Depression und Aufbegehren, Resignation und die leise Hoffnung auf Glück.

Die Romanbiografie zeichnet in den fiktiven Briefen und Tagebuchauszügen, illustriert mit historischen Fotografien, das Bild einer Adligen in einer Zeit des Umbruchs. Gefangen in alten Werten und gesellschaftlichen Zwängen mit Blick auf die neuen gesellschaftlichen Freiheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Großherzogin Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach mag historisch eine unbedeutende Gestalt gewesen zu sein, doch ist ihr Schicksal stellvertretend für viele arrangierte Ehen.

Brillant recherchiert wird ein glaubwürdiges Bild einer eindrucksvollen Prinzessin gezeichnet. Gleichzeitig bekommt der Leser einen Einblick in die Zeit Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Bild des Adels, der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche, eines neuen Selbstverständnisses der Frau und des verkrusteten gesellschaftlichen Korsetts der adligen Welt.

Die Geschichte hat mich nicht losgelassen. Die Autorin fühlt sich behutsam in die Situation der Prinzessin ein, bringt dem Leser die Persönlichkeit nahe und zeichnet gleichzeitig ein großartiges Zeitporträt. Sie lässt auch den Großherzog selbst zu Wort kommen und eröffnet damit dem Leser auch einen völlig anderen Blickwinkel.

Man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass hier eine Romanbiografie vorliegt und kein historisches Dokument, so echt ist alles gezeichnet. Manchmal wünschte ich, dass die Fotos eine bessere Qualität hätten, aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Ein tolles Buch, das ich jedem, der Biografien und historische Romane liebt ans Herz legen möchte.