Rezension

Leben nach dem Koma

Wir von der anderen Seite - Anika Decker

Wir von der anderen Seite
von Anika Decker

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Ich hatte immerhin den Luxus, mit Drogen vollgepumpt vor mich hin zu dämmern, während alle anderen um mein Leben fürchten mussten. Wenn man‘s genau nimmt, hatte ich es am besten“, gesteht die Ich-Erzählerin auf Seite 49. Sie nimmt uns unmittelbar mit hinein in ihr Krankenhauszimmer und lässt uns an ihren Gedanken teilhaben.

Rahel ist eine witzige Frau, von Beruf Drehbuchautorin, am liebsten für Komödien. Auch im Krankenbett hat sie der Humor nicht verlassen. Nach und nach wird klar, was ihr passiert ist. Nun kämpft sie sich zurück ins Leben. Wir erfahren von ihrer Kraftlosigkeit und ihrer Scham, anders zu sein als Gesunde. Zum Glück wird sie von ihrer Familie liebevoll unterstützt.

Annika Decker (*1975) hat eigene Erfahrungen zu einem beeindruckenden Roman über das Leben nach dem Koma verarbeitet. Weder das emotionale Chaos noch die unausbleiblichen finanziellen Schwierigkeiten kommen zu kurz. Wie hart es ist, mit gerade mal 35 Jahren dem Tod so nahe zu sein, wird nur allzu deutlich.

Doch das Buch macht auch Mut, da die Autorin nicht aufgibt und zum Schluss ihren ganz eigenen Weg findet.

Sehr gut hat mir das Cover gefallen, das ihr Thema „Eichhörnchen“ aufgreift. Von dem hat sie nämlich während ihrer „Abwesenheit“ geträumt und begegnet ihm zum Schluss des Buches noch einmal.

Auch wenn mir der Humor anfangs etwas unpassend erschien, war ich froh, zwischendurch Lachen zu dürfen. Das erleichterte die schwere Lektüre.