Lebendige Zeichnungen und witzige Story
Bewertet mit 5 Sternen
Als Herr Eichhorn eines Morgens erwacht hängt der Mond vor seinem Bau im Baum. Alle werden denken er hätte den Mond geklaut und würden ihn ins Gefängnis stecken. Seine Panik ist in dieser Bildszene fast greifbar. Verzweifelt versucht er den Mond vom Baum zu entfernen. Der Zweig bricht und der Mond landet auf dem Igel. Dort blieb er in den Stacheln stecken. Wenn das jemand sieht würden sie beide im Gefängnis landen. Nun versucht Herr Eichhorn unermüdlich den Mond vom Igel zu bekommen. Den aussichtslosen Kampf beobachtet ein Ziegenbock. Er spießt den Mond kurzentschlossen auf seine Hörner, als er sich nicht abschütteln lässt, rammt er einen Baum. Schließlich steckt der Igel am Mond, der Mond auf der Ziege und die Ziege im Baum.
In diesem Bilderbuch sprechen die Bilder tatsächlich zum Betrachter und es bedarf kaum zusätzlicher Worte. Die Illustrationen sind wundervoll beobachtete Natur-Skizzen mit charismatischen Tierfiguren. Sie wurden nur minimal koloriert. So sticht der leuchtend gelbe Mond auf jeder Seite ins Auge, er bildet den Mittelpunkt des Geschehens.
Für die skizzenhaft wirkenden Zeichnungen wurden vorwiegend Bleistifte verschiedener Härtegrade und Buntstifte verwendet. Drei Bilder haben keine Farbe. In ihnen zeichnen die Grauschattierungen des Bleistifts eine düstere Stimmung. Sie sollen sich von den anderen Illustrationen abheben, da es sich hier um eine mögliche Zukunftsvision von Herrn Eichhorn handelt. Herr Eichhorn sieht sich neben einem zwielichtigen Kerl im Gefängnis sitzen. Je mehr Akteure zur Geschichte hinzukommen, umso voller wird die Gefängniszelle. Als der Mond anfängt zu stinken, kommen die Mäuse. Sie knabbern, bald ist die Ziege befreit. Mit den Mäusen kommen auch die Fliegen und ein riesiges Gewimmel entsteht um den Käse. Bei intensiver Betrachtung kann man die Insekten sogar fast hören. Leider ist nun der Mond ziemlich kaputt. Mit Hilfe eines jungen Baumes katapultieren die Tiere den Mond zurück an den Himmel. In der darauffolgenden Nacht leuchtet ein Halbmond am Himmel.
Die Geschichte fängt schon in der Umschlagsseite an. Von einem beladenen Karren fällt ein großer runder Käse. Er rollt den Hang hinunter, springt über einen Felsen und landet im Wald.
Es ist einfach toll, wie präzise die Emotionen in den Bildern eingefangen wurden. Ungeduld, Eifer, Panik, Resignation, Müdigkeit und Erleichterung wurden zeichnerisch perfekt getroffen und in Szene gesetzt. Die Zeichnungen sind unglaublich lebendig und ausdrucksstark. Sie benötigen weder viel Farbe noch viel Text. Auf einigen Seiten wurde sogar vollkommen auf den Text verzichtet. Eine Interpretation der Bilder bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen. Der kurze, vorhandene Text ist vollkommen ausreichend, um den Witz der Handlung zu verstehen. Alle Charaktere sind hinreißend und liebenswert. Die Darstellungen der Tiere entsprechen ihrem natürlichen Vorbild. Ihre Handlungen, Gestik und Mimik wurden allerdings vermenschlicht. Das macht sie ganz besonders lustig und liebenswert.
Das Buch ist witzig, originell und einfallsreich. Es ist auch für Erwachsene vergnüglich. Das ideale Geschenk für alle, die bei Büchern Wert auf künstlerische Aspekte legen.
Ich habe das Buch im Englischunterricht der sechsten Klasse verwendet. Es bietet ausreichend Möglichkeiten zur Interpretation und kann von den Schülern gut nacherzählt werden. Sie haben von mir den Auftrag erhalten, eine Kurzgeschichte mit wörtlicher Rede zu den Illustrationen zu schreiben. Die Arbeiten sind sehr fantasievoll ausgefallen. Unter Berücksichtigung aller originellen Ideen entstand schließlich ein Theaterstück in Englisch für das Schulfest. Es war für alle beteiligten ein Riesenspaß.
Ein sehr empfehlenswertes Buch.