Rezension

Lebenswege

A Widow for One Year - John Irving

A Widow for One Year
von John Irving

Bewertet mit 3 Sternen

Ruth Cole wurde als Tochter des berühmten Kinderbuchautors Ted Cole geboren. Der leidet nach wie vor unter dem tragischen Verlust von Ruths Brüdern, blickt aber nach Vorne. Seine Frau, Marion, kann damit überhaupt nicht umgehen und so ist natürlich auch Ruths Kindheit von Trauer und Verlust geprägt. Ebenso von dem 16jährigen Eddy, der einen Sommer lang in der Familie aushilft. Auch Eddys Lebenswege sind von diesem einen Sommer gezeichnet.

Man begleitet Ruth auf ihrem Lebensweg, Irving wählt dafür drei wichtige Zeiträume in ihrem Leben. Ruth ist eine sehr interessante Hauptfigur, an ihr zeigt der Autor wie prägend frühe Kindheitserinnerungen sind. Die Konflikte mit ihrem Vater, ihr Desinteresse an der Mutter, ihr Verhältnis zu Männern und der Literatur, alles – so scheint es – findet seinen Ursprung in jenen prägenden Kindheitsjahren. Den Einstieg in die Geschichte fand ich erstaunlich zäh, um nicht zu sagen langweilig. Stellenweise zumindest. Natürlich sind viele Fakten und Ereignisse für den späteren Fortlauf der Story wichtig, aber man muss sich als Leser doch sehr durchkämpfen. Immer wieder scheint Irving auf der Suche nach dem „Ziel“ seines Buches, er erzählt vor sich hin, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Das kann durchaus auch mal unterhaltsam sein, hier jedoch fühlt man sich als Leser ziellos im Kreis geführt. Zwischenzeitlich findet er zu seinem gewohnten Niveau, insgesamt bleibt das Buch jedoch hinter meinen Erwartungen zurück.

Als irvingtypisch (sofern es so etwas gibt) habe ich das Buch nicht empfunden, er spart diesmal etwas an seinem ureigenen Witz und an Skurrilität. Ebenso an Bären und Ringern ; ) Trotzdem ist A widow for one year durchaus lesenswert, sofern man es über die zähen Anfangskapitel hinausschafft.