Rezension

Lebenswege

Die andern sind das weite Meer -

Die andern sind das weite Meer
von Julie von Kessel

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt so Bücher, die tief im Inneren etwas bewegen. Für mich ist dieses Buch so ein Buch. Eine Familiengeschichte, die so viel mehr ist als nur das, eine Geschichte über das Leben, das Scheitern, darüber Verantwortung zu übernehmen und über Vergebung. Eine berührende Geschichte.

Zum Inhalt: Hans Cramer war mal Botschafter, jemand der was zu sagen hatte, dem man wichtige Entscheidungen anvertraute. Nun steht er vor dem Haus der Nachbarn und sucht das Schwimmbad, dass es seit über 20 Jahren nicht mehr gibt. Und während seine Welt in Vergessenheit gerät, schlagen seine Kinder ihre ganz eigenen Schlachten, die drohen an allen Fronten verloren zu gehen.

Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven der Familienmitglieder erzählt, die alle mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. Es werden ganz unterschiedliche Lebenswege aufgezeigt, Entscheidungen und ihre Konsequenzen. Zwischen Job, Beziehung und Familie kämpfen die drei Kinder von Hans Cramer jeder für sich allein. 

In feinen Nuancen werden Scheidewege aufgezeigt und sehr nahbar beschrieben, wie verloren man sich auch als erwachsene Person fühlen kann. Eigentlich ist diese Geschichte eine banale Alltagsgeschichte, aber genau das macht sie so authentisch und ergreifend. 

Die kurzen Kapitel und schnellen Perspektivwechsel haben mir gut gefallen, genauso wie der Moment, an dem alles zusammengeführt wird. Der Schreibstil ist sehr angenehm, nicht überbordend, aber bildhaft und mit emotionaler Tiefe. 

Hat mir richtig gut gefallen.