Rezension

Lehrreich, prägnant und nachhallend

New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft -

New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft
von Mari Mancusi

Inhalt:

Fünf Jahre ist es her, seit sich Noahs Leben von einem Tag auf den anderen von Grund auf verändert hat. Damals haben die Drachen New York City heimgesucht. Sie haben die Menschen gejagt und einige von ihnen, ihre Unterkünfte und Lebensräume abgefackelt. Erst zum Beginn des Winters sind die Drachen verschwunden. Irgendwohin, um Winterschlaf zu halten. Im Frühjahr kamen sie dann wieder und haben erneut für verkohlte, leerstehende Gebäude, ausgebrannte Autos und eine zerstörte Landschaften gesorgt.

Auch in diesem Jahr haben sich Noah, sein Vater und eine kleine Gruppe weiterer Überlebender zusammengeschlossen, um Vorräte zu sammeln und sich für den Sommer im Untergrund vorzubereiten.
Doch irgendetwas scheint dieses Mal anders zu sein, als gewohnt. Denn plötzlich entdecken Noah und seine Freundin einen Drachen am Himmel. Einen, der eigentlich noch einen Monat im Winterschlaf sein sollte. Die Menschen geraten in Panik.

Noah erfährt von seinem Vater, dass dieser vorhat, sich nicht, wie die anderen, in die Sicherheit des Unterschlupfes zu begeben, sondern stattdessen seine Mutter suchen möchte, die sich erst vor Kurzem einer Sekte angeschlossen hat.

Kurzentschlossen schmuggelt sich Noah, entgegen den mahnenden Worten seines Vaters, ebenfalls aus der Gruppe und heftet sich an dessen Fersen. Ein gefährliches Unterfangen. Denn die Drachen mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen und den schwarzen Zungen sehen zwar schlecht, doch dafür funktioniert ihr Riechsinn umso besser.

Ein Rückweg zu der Gruppe in das sichere Versteck wird, das ist Noah bewusst, nicht mehr möglich sein. Denn die Tür hat ein automatisches Schloss. Eines, das bis zum Beginn des Winters nicht zu öffnen sein wird.

Noahs Entscheidung ist also endgültig. Er möchte seine Mutter finden und muss sich ein halbes Jahr lang der gefährlichen Realität stellen ...

 

Meinung:

Der Untertitel von „New Dragon City“, „Eine verbotene Freundschaft“, verrät bereits, das den Leser in dieser Geschichte nicht nur eine gefährliche und spannende Reise eines Jungen durch eine apokalyptische Welt, sondern zudem auch eine ungewöhnliche Freundschaft erwartet. Auf so ein besonderes Abenteuer habe ich mich gefreut.

Mit Noah begleitet der Leser einen mutigen Protagonisten, durch eine Welt, die nahezu zerstört ist. Eingeschlagene Schaufenster, zerstörte und verlassene Gebäude, finden sich in dieser dystopischen Vision von New York. Nur 18,5 % der Menschen haben die bisherigen Angriffe der Drachen überlebt. Noah liebt seine Familie und er ist bemüht, diese wieder zusammenzuführen. Was er jedoch noch nicht richtig begriffen hat, ist, dass seine Eltern jeweils am anderen Ende des Meinungsspektrums stehen.Während die Mutter daran glaubt, dass Drachen und Menschen friedlich miteinander leben können, ist der Vater der festen Überzeugung, dass es den Menschen gelingen könnte, die fremden Wesen zu vernichten.

In genau diesen Zwist gerät der Junge im Laufe der Geschichte. Er muss sich fragen, auf welcher Seite er steht. Als er die junge Drachendame Asha kennenlernt, verändert sich Noahs Weltbild. Denn entgegen dem, was er bislang erleben musste, ist Asha ihm nicht feindlich gesinnt.

Der Leser bekommt in dem Buch zwei Perspektiven präsentiert. Nämlich die von Noah und die von Asha. Beides unterschiedliche Wesen mit ähnlichen Lebenserfahrungen. Beide, sowohl Drache, als auch Junge, haben es mit einer älteren Generation zu tun, die eingefahrene Prinzipien vertritt und aufgrund bisheriger Erfahrungen auf radikale Konfliktlösungen setzen.

Mari Mancusi zeigt also anhand ihrer Fantasygeschichte, dass Frieden kein Perpetuum mobile ist, sondern oft nur eines Perspektivwechsels bedarf.

Die Geschichte ist nicht immer gewaltfrei. Denn die Menschen, die ebenso wie die Drachen durch einen fortwährenden Krieg, auf Ressourcen verzichten müssen, sind bereit zu radikalen Mitteln zu greifen. Auch der Verzehr von Drachen(und Menschen-)-fleisch ist plötzlich eine Option.

Während des Lesens kam ich nicht umhin, mir einige Fragen zu stellen. So wird zum Beispiel zum Anfang des Buches kurz angemerkt, dass Noah sich unklar ist, woher die Drachen kamen. Verschiedene Gerüchte wurden angeschnitten. Doch eine Auflösung gab es nicht. Auch habe ich überlegt, ob ein halbjähriger Aufenthalt in einem verschlossenen Gebäude unterhalb der Erde nicht bei dem ein oder anderen für einen Lagerkollaps sorgen würde. Ob es nicht weitere Konflikte in der Dunkelheit mit einem begrenzten Kontingent an Lebensmitteln geben könnte. Auf diese Punkte geht die Autorin in ihrem Buch nicht weiter ein. Da es sich bei „New Dragon City“ um ein Kinderbuch und zudem auch um eine – vermutlich – abgeschlossene Geschichte handelt, denke ich, dass diese offenen Fragen vernachlässigt werden können.

 

Fazit:

Bei „New Dragon City – Eine verbotene Freundschaft“ entführt in eine dystopische Zukunft. Es handelt es sich um die spannende Geschichte eines kleinen Jungen. Generationelle und familiäre Konflikte werden neben einem Kampf gegen Invasoren jeweils individuell erfahren und ausgekämpft.

Eine von knisternder Energie erfüllte Konfliktsituation reiht sich an die nächste.

Pros & Cons: „New Dragon City“ ist lehrreich, stellenweise allerdings auch recht brutal, dann aber auch prägnant und nachhallend geschrieben. Schön liest sich auch die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft, die aus der Angst vor der Welt entstanden ist, und sich vor dieser bewähren muss.