Rezension

Leiche im Lavafeld *****

Verlogen -

Verlogen
von Eva Björg Ægisdóttir

Bewertet mit 5 Sternen

Wenige Wochen vor Weihnachten finden spielende Kinder im Lavafeld bei Grábrók eine verweste Leiche auf. Tatsächlich handelt es sich um die seit sieben Monaten vermisste alleinerziehende Mutter Maríanna. Während die Polizei ursprünglich von Selbstmord ausgegangen ist, muss sie nun dieses Urteil revidieren, denn die Zeichen deuten jetzt auf Mord. Ein weiterer kniffliger Fall für das kleine Team der Kripo Akranes im isländischen Vesturland.

Phantastisch erzählt Eva Björg Ægisdóttir auch diesen zweiten Kriminalfall rund um Ermittlerin Elma und fesselt mit ihrer ruhigen Herangehensweise ihre Leser. Völlig unaufgeregt schildert die Autorin die bisherigen Überlegungen zum vermeintlichen Selbstmord, die beiden Polizisten rollen den Fall neu auf, Zeugen werden zum zweiten Mal vernommen, Unterlagen hervorgekramt, Anhaltspunkte für Täter und Motiv gesucht. Zwischendurch gibt es Kapitel, die von einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung berichten und bereits bei der Geburt vor fünfzehn Jahren beginnen. Auch ein wenig vom Privatleben der Kommissare Elma und Sævar fließt ins Geschehen mit ein, lässt alles recht lebendig und realistisch werden, sodass das Lesen von der ersten Seite an Spaß bereitet. Die komplizierten isländischen Namen sind zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch, am Ende gibt es der Übersichtlichkeit halber sogar ein gut strukturiertes Personenverzeichnis. Besonders schön bei dieser Krimireihe gefällt mir die Herzlichkeit und die ungezwungene Art, wie die Isländer miteinander umgehen, das Ansprechen mit „Du“ und Vornamen ist hier ganz selbstverständlich. Dennoch ist auch auf der abgeschiedenen Insel nicht alles eitel Wonne und Elma, die anfangs geglaubt hat, in Akranes nichts Außergewöhnliches zu tun zu haben, steckt bereits zum zweiten Mal in einer komplizierten und verzwickten Mordermittlung.

Ein überaus gelungener Fall mit großartigen Überraschungen und psychologisch gefinkelten Irreführungen. Die Beziehungen der Figuren untereinander sind verworren, dennoch perfekt durchdacht und bilden den brillanten Mittelpunkt dieses Buches. Ich kann nach „Verschwiegen“ nun auch „Verlogen“ voller Überzeugung weiterempfehlen. Wer überwiegend unblutige, aber interessante Krimis mit sympathischen Kriminalisten liebt, liegt mit dieser Reihe goldrichtig!