Rezension

Leichte und etwas seichte Strandkorblektüre

Der Tote im Netz -

Der Tote im Netz
von Frauke Scheunemann

Bewertet mit 3 Sternen

  Die Strandkorbsaison kann kommen: Mit Frauke Scheunemanns Cozy Krimi "Der Tote im Netz" haben auch Ostsee-Liebhaber den passenden leichten Lesestoff mit einer Mischung aus (nicht zu viel) Spannung und Unterhaltung. Wobei das Realistische ziemlich oft auf der Strecke bleibt, das zur Warnung an alle Liebhaber*innen von Krimis wie aus dem richtigen Leben vorneweg.

Als ihr designierter Interviewpartner tot in einem Fischernetz im Hafen von Peenemünde gefunden wird, wittert Lokalreporterin Franzi vom örtlichen Privatsender den großen Knüller. Während der Sender gerade vor einer Übernahme steht, könnten die Arbeitsplätze der Redakteure, allen voran ihr eigener, doch gesichert bleiben, wenn sie nah dran bleibt an den Ermittlungen und sie für eine true crime-Reportage begleitet... Der ermittelnde Hauptkommissar ist davon weniger erfreut, kommt aber nicht wirklich gegen Franzis rheinländisches Temperament an. Schnell fällt der Verdacht auf Tierschützer, die gegen den toten Fischer demonstrierten, doch auch Immobilienspekulationen auf der Insel könnten eine Rolle spielen.

Franzi lässt sich weniger von kriminalistischen Analysen als von ihrem Bauchgefühl leiten und ist den Profis dennoch so manches Mal einen Schritt voraus. Dafür darf sie dann auch mal bei einer Hausdurchsuchung oder Vernehmung im Hintergrund dabei sein. Und auch wenn der spröde, wenn auch hoch attraktive Kommissar über ihre Einmischung nicht glücklich ist, kommt er nicht umhin, ihren guten Instinkt zu loben. Ähnlich absehbar wie in einer "Traumschiff-Folge" ist, dass sich die beiden im Laufe des Buches näher kommen, wobei für Romanzen erste einmal gar keine Zeit ist. Es gilt schließlich, einen Mord aufzuklären.

Auch wenn sowohl die Medienkrise als auch Immobilienspekulationen (nicht nur) in Feriengebieten aktuelle Themen sind - die Zusammenarbeit zwischen Medien und Polizei sind hier sehr klischeeartig und realitätsfern geraten, ebenso die Beschreibung der Medienwelt. Dabei war die Autorin doch selbst mal Journalisitin und hat beim NDR volontiert. 

Dass Franzi in einer Redaktion mit kleiner Besetzung tagelang abtaucht als Hobby-Ermittlerin und so gut wie keinen Beitrag produziert, konfus recherchiert und ihre Rolle als Journalistin sehr, tja, individuell auslegt, ist dann irgendwann selbst too much für das Minimum als Realitätssinn, das ich von einem Cozy Krimi erwarte. Ärgerlicher empfinde ich es, dass hier eine Mittdreißigerin sich als schnell beleidigtes, ichbezogenes, launisches und trotziges Girlie gebärdet, das mit seiner geringen Aufmerksamkeitsspanne eher an einen schwer pubertierenden Teenager erinnert, nicht aber an eine erwachsene Frau. Da tröstet es nicht, dass Hauptkommissar Kai nicht weniger als Karrikatur des spröden und korrekten Beamten daherkommt. Weniger Plattheit bei den Protagonisten hätte dem Roman gut getan. Dennoch: Als Strandkorblektüre zur reinen Unterhaltung ist der "Tote im Netz" durchaus tauglich. Manchmal will man ja einfach nur "schmökern".