Rezension

Leidenschaft an der Lagune

Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz - Carlo Fruttero, Franco Lucentini

Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz
von Carlo Fruttero Franco Lucentini

Bewertet mit 3 Sternen

Mr. Silvera, Reisebegleiter, und die Principessa, Antiquitätenfachfrau, begegnen sich das erste Mal im Flugzeug, das in Venedig landet. Ein zweites Mal treffen sie in der Lagunenstadt aufeinander, erkennen sich wieder und genießen gemeinsame Zeit.

Zu Beginn gefiel mir die ironische Erzählweise, die abwechselnd aus der Sicht der namenlosen Principessa und eines unbeteiligten Berichterstatters geschrieben ist, recht gut. Sehr genau wurde das Verhalten von Touristen unter die Lupe genommen. Auch von Venedigs versteckten Sehenswürdigkeiten (die im Anhang noch einmal zusammengefasst sind) ist die Rede.

Doch nach ca. 80 Seiten verlor ich die Geduld. Langeweile machte sich breit: Die beiden waren sich immer noch nicht wirklich näher gekommen. Mir kam die Komposition des Romans, der von zwei Autoren konzipiert wurde, sehr diffus vor. Ich legte das Buch zur Seite, bis mich nach ein paar Tagen die Neugier wieder einholte. Beim Weiterlesen gefiel mir der Wechsel zwischen Innen- und Außenansicht besser.

Mr. Silvera wurde immer geheimnisvoller („Dieser Mann ist jemand, der es gewohnt ist, das Leben als Lotterie anzusehen“ Seite 130), nicht nur für die verheiratete Principessa, sondern auch für die Gastgeber, zu denen sie ihn mitnahm. Immer wieder leuchtete die Ironie der Schriftsteller durch, wie bei der Erklärung des Festmahls: „Wiederbekleideter Pfau mit einer Füllung von Drosseln und einer Beilage von Makkaroni alla muratora“ (Seite 190).

Drei Tage dauerte die Liebe zwischen den beiden – und doch wurde eine ganze Ewigkeit beleuchtet. Viele Andeutungen zwischen den Zeilen hielten die Spannung aufrecht, obwohl mir an vielen Stellen eine kürzere, gerafftere Erzählweise besser gefallen hätte.