Rezension

Leider kein genretypischer Wortwitz

A Tale of Two Murders -

A Tale of Two Murders
von Heather Redmond

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dreikönigstag 1835: Charles Dickens, der junge Journalist, ist zu seinem Chef und Mitherausgeber zum Essen eingeladen. Gerade noch interessiert er sich mehr für dessen Tochter Kate als alles andere, als Schreie die Idylle stören. Alarmiert begeben sich Dickens, sein Chef und Kate zum Nachbarhaus. Christiana Lugoson, die Tochter ihrer Nachbarin liegt bewusstlos am Boden. Sofort versuchen die drei zu helfen, doch das Mädchen stirbt wenige Stunden später. Ein Unfall? Oder Mord? Und könnte Christianas Tod etwas mit einem ähnlichen Todesfall genau ein Jahr zuvor zu tun haben?
Der berühmte Charles Dickens als Ermittler in einem Cosy Crime Roman? Das klingt auf jeden Fall vielversprechend. Als Hauptfigur ist er hier zwar sympathisch dargestellt, allerdings teilweise auch ein wenig langweilig. Dies gilt auch für Kate, die ihm bei den Ermittlungen hilft. Dafür sind die beiden umgeben von einer bunten Mischung an weiteren Figuren: mittellose Schauspielerinnen, die feine Gesellschaft und Charles Freunde und Familie, die immer wieder Chaos in das Leben des doch eher ernsten jungen Mann bringen. Die Dynamik zwischen ihm und Kate mag zunächst befremdlich wirken - Anziehung ist eindeutig vorhanden, doch beide halten sich zurück - passt jedoch hervorragend zur Zeit, in der die Geschichte spielt.  
Der Stil lässt sich locker und flüssig lesen und passt damit eindeutig zum Genre. Der Cosy-Crime-typische Wortwitz, der alles auflockert, fehlt hier allerdings leider ein wenig. Dennoch gelingt es Heather Redmond mit ihren bildhaften Beschreibungen, ihre Leserinnen und Leser mitten hinein ins Geschehen zu ziehen und eine (sofern das in einem Krimi möglich ist) angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Der Fall selbst war definitiv das, was mich persönlich am Lesen gehalten hat. Zwei tote Mädchen, die zwar die ein oder andere lose Verbindung zueinander haben, doch kein Verdächtiger hatte tatsächlich ein Motiv, beide umzubringen. Und doch: die Fälle sind sich zu ähnlich, als dass sie nichts miteinander zu tun haben könnte. Besonders gefallen hat mir auch, wie die Autorin bereits früh die ersten Hinweise einstreut, die man jedoch kaum wahrnimmt, wen man die Auflösung noch nicht kennt. Dennoch kann man beim Lesen wunderbar mit raten und rätseln, wer die Mädchen warum und wie ermordet hat.
“Die Morde von Kensington” mag kein Meisterwerk und auch nicht das beste Buch seines Genres sein, unterhaltsam ist es an einem regnerischen Sonntag mit einer Tasse Tee aber auf jeden Fall. Deswegen freue ich persönlich mich auf den nächsten Teil - auch um herauszufinden, wie es mit Charles und Kate weitergeht.