Rezension

Leider nicht sehr weihnachtlich..

Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch - Julia Williams

Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch
von Julia Williams

Rezension zu Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch von Julia Williams

 

Titel: Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch

Autor: Julia Williams

Übersetzer: Sonja Saljo-Lucich

Verlag: Mira Taschenbuch

Genre: Unterhaltungsroman

Preis: 9,99 €

Erscheinungsdatum: 10.10.2016

Isbn: 978-3956495984

 

Ich habe das Buch im Zuge einer Leserunde auf Lovelybooks.de durch den Verlag als eBook Exemplar erhalten.

 

Inhalt:

 

Seine Mum hat Joe beigebracht, dass er nur zum Polarstern hinaufsehen und ihm seinen Weihnachtswunsch entgegenschicken muss. Dann wird er wahr. Doch jetzt ist sie tot, und Joe vermisst sie unendlich. Aber manchmal spürt er sie an seiner Seite, hört ihm zu, wenn er mit ihr spricht, da ist er sich ganz sicher – obwohl ihm niemand glaubt. Und dieses Weihnachtsfest möchte er nichts mehr, als dass sie noch einmal eine richtige Familie sind. Ob ihm der Polarstern auch diesen Wunsch erfüllen kann?

 

Meinung:

 

Es ist die Zeit im Jahr angebrochen, in der selbst solche Weihnachtsmuffel wie ich wieder gierig nach neuen weihnachtlichen und winterlichen Lektüren greifen. Es ist oft das heimelige Gefühl, dass man bei dieser Art von Literatur sucht. Leider konnte sich bei mir ein solches Gefühl beim lesen dieses Romans nicht einstellen.

 

Dies fing zunächst beim etwas holprigen Start an. Der tragische Part, der den Tod und die Beerdigung von Joe Mutter Livvy einnimmt, war so schnell herunter erzählt, dass dieser leider keinerlei Emotionen bei mir auslösen konnte. Man muss dazu aber auch erwähnen, dass das letzte Buch, dass ich davor beendet hatte, „Bis ans Ende der Geschichte“ war. „Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch“ konnte, da was die Gefühle anging, auch nur verlieren. Auch die Zwischenüberschriften unter den einzelnen Kapiteln haben zunächst für Verwirrung gesorgt, weswegen ich sie ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr beachtet hatte. Weiter hat meinen Lesefluss gestört, dass die Kapitel von Livvy und ihrem Mann Adam aus der Ich-Perspektive, die ihrer Gegenspielerin Emily jedoch aus der Erzähler-Perspektive geschildert wurden. Warum genau dieses Stilmittel genutzt wurde, erschließt sich mir bislang immer noch nicht. Vielleicht sollte dies einfach den „Störfaktor in der Familie“ verdeutlichen. Ich habe keine Ahnung. Joe selbst hat keine eigenen Kapitel. Lediglich ein paar Auszüge aus seinen Notizbüchern werden hier und da eingestreut. Ich hätte die Geschichte wirklich gerne durch seine Augen betrachtet. Da es so viele Arten von Autismus-Erkrankungen gibt und ich selbst nur zwei Menschen persönlich kenne, denen Asperger diagnostiziert wurde, kann ich sein Verhalten, was lediglich durch kurze Konversationen erörtert wird, nicht begutachten (und will mich auch gar nicht anmaßen, dies zu tun). Ich muss aber anmerken, dass ich bis zu einem gewissen Punkt (und da war in der Leserunde nicht alleine) geglaubt hatte, dass Joe noch ein kleiner Junge und kein Teenager von 17 Jahren ist. 

 

Ein weiterer großer Kritikpunkt meinerseits ist das schwarz-weiße Zeichnen der Charaktere. Und Joe, dem man schon als kleinen Jungen das Asperger Syndrom diagnostiziert hatte, schließe ich da völlig aus. Die Autorin wollte anscheinend die klassische Geschichte „Mann geht fremd, weibliche Affäre ist die Böse und die Ehefrau die Gehörnte“ neu erzählen. Dabei hat sie jedoch lediglich die Rollen vertauscht. Es gab keinerlei Grauabstufungen bei den Figuren. Wer für den Leser der Sündenbock spielen sollte, war schnell klar. Dies wurde auch so subtil angewendet, dass das Verhalten wirklich schon an Naivität grenzte. 

 

Des Weiteren hat mir die Mischung aus ernster Hintergrundgeschichte auf Seiten von Livvy, ihrer Ehe und dem Leben mit einem autistischen Sohn sowie der heiteren Erzählweise nicht gefallen. Beides konnte sich nicht zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. 

 

Durch den Einsatz von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, gab es eine Anspielung auf die Weihnachtsgeschichte von Dickens. Die Autorin hat sich nicht nur an dieser Stelle an bekannten Klischees (vor allem) aus der Filmindustrie bedient was wahrscheinlich ganz nett ist, für mich persönlich aber überhaupt nichts ist.

 

Es bleibt festzuhalten, dass ich mit falschen Erwartungen an diesen Roman gegangen bin. Er ist für mich im weitesten Sinne keine klassische Weihnachtsgeschichte und konnte mich weder mit den Figuren, noch mit dem Plot überzeugen. Ferner fehlte mir schon ab einem frühem Stadium das stetige Gefühl, unbedingt weiter lesen zu wollen. Wäre es kein Leserundenbuch gewesen, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erst beendet. 

 

Fazit:

 

Es gibt diese Geschichten, deren Ausgang man bereits erahnt oder gar kennt und deren Lektüre jedoch einen Mehrwert für einen selbst darstellt. Diesen Mehrwert konnte mir „Ein ganz besonderer Weihnachtswunsch“ jedoch nicht bieten. Auch hat mir der „besondere weihnachtliche Touch“ gefehlt, der dieses Buch zu einer schönen Weihnachtslektüre werden lies.  

 

Wenn ihr ein Buch sucht, was eher in diese Richtung geht, kann ich euch „Winter in Briar Creek“ (zu dem ich bereits eine Rezension verfasst habe) von Olivia Miles sowie „Winterzauber wider Willen“ von Sarah Morgan ans Herz legen.