Rezension

Leider spielt sich der Autor sehr in den Vordergrund

Die Frau, die Nein sagt - Francoise Gilot, Malte Herwig

Die Frau, die Nein sagt
von Francoise Gilot Malte Herwig

Bewertet mit 3 Sternen

Ausnahmsweise hat mich ein Tipp in einer Zeitschrift auf die Künstlerin Françoise Gilot aufmerksam gemacht. Auch hier wurde natürlich vor allem darüber gesprochen, das sie mehrere Jahre mit Picasso liiert war. Und auch hier ist dieser Punkt der Aufhänger des Ganzen. Schon der Titel spielt darauf an, das die Künstlerin die einzige Frau war, die Picasso verlassen hat. (Sonst war es immer umgekehrt. Allerdings wird auch im Buch deutlich, das der Maler gerne selbst gesteuert hat, was über seine Beziehungen und deren Ende an die Öffentlichkeit gelangte...). Schade finde ich persönlich, das auch Herwig sich davon nicht löst. Auch wenn er immer wieder darüber schreibt, das es eine Schande sei, das die Frauen nie ohne Picasso beschrieben wurden. Dora Maaretwa, wird gar nicht erst als eigenständige Künstlerin betrachtet. Doch eigentlich macht Herwig auch nicht viel anderes. Ständig reitet er auf der Tatsache herum das Gilot sich von Picasso befreit hat. Das ist zwar bezeichnend für die Persönlichkeit Gilots, aber eigentlich hätte mich viel mehr interessiert, was Gilot eigentlich all die Jahre danach so gemacht hat. Aber auch das wird irgendwie nur gestreift. 

Stattdessen schreibt Herwig mehr über sich selbst und seine Ansichten. als über die wirklich spannende Françoise Gilot. Er ergießt sich in pseydophilosphischen Gedanken und manchmal kam es mir so vor, als sei die Gilot eher eine Nebenfigur... Hinzu kommt, das ganze Passagen aus deren eigenen Buch über ihr Leben mit Picasso entnommen wurden. Es hat zwar gepasst, aber irgendwie entstand bei mir trotzdem der Eindruck, der Text allein hätte nicht so viel hergegeben. 

Françoise Gilot selbst hat mich allerdings wirklich begeistert. Sie ist einfach cool *gg* und mit ihren über 90 Jahren immer noch jeden Tag in ihren Studios in Paris oder New York bei der Arbeit. Deshalb fand ich auch so schade das ihre Bilder praktisch nur in Beschreibungen vorkommen. Vermutlich liegt das auch daran, das die meisten Bilder in Privatbesitz sind oder die Bildreche allgemein nicht so leicht zu bekommen sind. Trotzdem, ich fand es da manchmal überflüssig Bilder zu erwähnen, die man auch im Internet praktisch nicht findet. Lebendig wirkt das Buch aber trotzdem, es gibt einige Portraits der Malerin, die wären der Entstehung des Buches gemacht wurden. Trotzdem, ich war damit nicht so richtig zufrieden. 

Für mich hat sich die Lektüre vor allem deshalb gelohnt, weil ich dadurch auf eine so interessante und spannende Persönlichkeit aufmerksam wurde. Leider hat sich Herwig meiner Meinung nach dabei sehr stark in den Vordergrund gedrängt und das hat mich auf Dauer schon genervt. Außerdem war es einfach überflüssig ständig darauf hinzuweisen, das Gilot Picasso verlassen hat. Schon der Titel zeigt dies ja deutlich und ein Kapitel mit dieser Episode hätte auch gereicht. 

Außerdem liest sich das Ganze schon sehr kurzweilig. Gar nicht wie ein Sachbuch, sondern eher wie ein Roman. Daher hatte ich es auch im nu durchgelesen. 
Alles in allem finde ich aber, das "Die Frau, die nein sagt" Gilot gar nicht richtig gerecht wird. Ich bin von ihr schwer beeindruckt und habe mir vorgenommen ihre Autobiografie zu lesen. Außerdem habe ich auch ein interessantes Kurzportrait der New Tate Modern im Netz gefunden.