Rezension

Leider zu konstruiert

Enna Andersen und das verschwundene Mädchen -

Enna Andersen und das verschwundene Mädchen
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3 Sternen

»Ihr wollt mich abschieben! Warum sagst du nicht einfach, wie es ist?«

Hauptkommissarin Enna Andersen hatte sich nach dem Unfalltod ihres Mannes eine berufliche Auszeit genommen. Als sie nun wieder einsteigen möchte, überträgt man ihr die Leitung einer neu gegründeten Abteilung zur Aufklärung von Cold Cases. Eigentlich sehr interessant und auf ihre Bedürfnisse als alleinerziehende Mutter abgestimmt, doch Enna fühlt sich trotzdem abgeschoben. Auch die ihr zugeordneten Kollegen sind nicht begeistert. Jan Paulsen wurde gerade frisch zum Oberkommissar degradiert und die junge Pia Sims, ein Talent von der Polizeischule, hätte sich auch eher eine spannendere Abteilung gewünscht. Schon ihr erster Fall wird den Ermittlern jedoch vollen Einsatz abverlangen. Vor zehn Jahren verschwand die kleine Marie Hansen während einer Klassenfahrt spurlos – das Team macht sich an die Arbeit.

 

Die Ausgangslage fand ich sehr interessant. Ich mag Küstenkrimis, Cold Cases fesseln mich ohnehin, dazu drei Ermittler, die sich erst mal alle frustriert zusammenraufen müssen, das klang doch vielversprechend! Enna stößt beim Studium der Akten auch gleich auf mehrere Ungereimtheiten. Wieso werden einige wichtige Punkte dort nicht erwähnt? Und wo sind die Tonaufnahmen der damaligen Verhöre? Die Spannung stieg!

 

Sie hielt aber leider nicht an. Schon bald hatte ich das Gefühl, dass einfach zu dick aufgetragen wird. Man muss doch nicht immer ein wahnsinniges Konstrukt an Hintergründen entwerfen, das wirkt auf mich nur unglaubwürdig und unrealistisch, da wäre weniger eindeutig mehr.

Dazu kamen einige nicht stimmige Aktionen, so manches wirkte einfach nur konstruiert. Und warum tut sich bei einem 10 Jahre alten Fall jetzt plötzlich (Enna hatte aus allen Altfällen den ersten zur Ermittlung tatsächlich ausgelost) parallel zur Ermittlung etwas? Das ist mir ein bisschen zu viel Zufall!

 

Diese übertrieben konstruierte Handlung hat mich auch deshalb so geärgert, weil ich die Protagonisten und ihr Verhältnis zueinander sehr interessant fand. Ganz verschiedene Charaktere mit reichlich Reibungspunkten (die Fetzen fliegen häufiger), daraus kann man einen tollen Krimi basteln. Hoffentlich beim nächsten Mal mit mehr Bodenhaftung bei der Handlung.

 

Fazit: Reizvolle Charaktere, aber von der Handlung her zu konstruiert.